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Business Yoga.

NEW BUSINESS - NR. 4, MAI 2018
»In Verhandlungen mit Geschäftspartnern ist es hilfreich, sich nicht von Emotionen oder einer schlechten Tagesverfassung leiten zu lassen, sondern zu wissen, wo die eigene Mitte ist«, sagt Ines Faber. © Fotolia/Ivan Kruk

Seit Jahrhunderten hilft die fernöstliche Entspannungstechnik Yoga beim Stressabbau. Heute profitieren gerade unter Druck stehende Führungskräfte von den Verrenkungen auf der Matte.

Sitzende Berufe, wenig Sport, ungesunde Ernährung, viel Stress – der berufliche Alltag eines Managers ist in der Regel selten von Achtsamkeit geprägt. Einen möglichen Ausgleich bietet Yoga. Die Philosophie, die ursprünglich in Indien entstanden ist, hat sich im 20. Jahrhundert auch im Westen verbreitet und weiterentwickelt. Yoga ist der Überbegriff einer ganzen Reihe von Übungs- und Meditationstechniken. Wie die indische Entspannungstechnik dabei helfen kann, den stressigen beruflichen Alltag besser zu bewältigen, hat die Wiener Yogalehrerin Ines Faber im Interview mit NEW BUSINESS erklärt.

Das viele Sitzen ...
„Yoga ist prinzipiell für jeden Menschen empfehlenswert, aber es gibt ein paar Argumente, warum sich Yoga besonders gut für Menschen in Führungspositionen eignet“, erklärt Ines Faber. Büroarbeit ist Schwerarbeit für den Körper. Nur äußerlich erscheint Sitzen als Ruheposition. Tatsächlich leistet unser Körper viel, um die beim Sitzen entstehenden Verkrampfungen, Verspannungen, Durchblutungsstörungen und Stress zu kompensieren. Der berufliche Alltag im Büro ist jedoch voll davon: sitzen vor dem Computer, sitzen im Meeting, sitzen in der Mittagspause. Es ist daher entscheidend, einen körperlichen Ausgleich zum Beruf zu schaffen. Regelmäßige körperliche Yogapraxis kann gezielt Verspannungen in den Schultern sowie im Nacken entgegenwirken und die Körperhaltung stärken.

Überall einsetzbar
Sind sie oftmals auf Reisen, sitzen Manager wieder – im Flugzeug, Auto oder Zug. Sie verbringen viel Zeit in Hotels und haben dadurch keinen geregelten Alltag. Yoga bietet den Vorteil, dass keine Ausrüstung benötigt wird. „In Wahrheit braucht man gar nichts“, erklärt die Yogalehrerin. „Solange man etwas Bequemes zum Anziehen hat, kann man loslegen. Im besten Fall hat man noch eine Yogamatte – aber die ist nicht unbedingt nötig. Ein sauberer Teppich im Hotelzimmer oder das Bett reichen aus, um die Übungen zu machen.“ Ihre Klienten genießen es sehr, dass sie Yoga als Werkzeug überall mitnehmen und einsetzen können, erzählt die Yogalehrerin. Sei es in einem Hotelzimmer kurz vor einem wichtigen Meeting oder vor dem Einschlafen: Yoga lässt sich spontan praktizieren. Es gibt zahlreiche Übungen, für die nur eine Wand, eine Bank oder Couch benötigt werden.
„Meine Klienten aus dem Managerumfeld haben nicht vor, mit Yoga akrobatische Höchstleistungen zu vollbringen, sondern genießen die Privatsphäre und Entspannung in der Einzelstunde oder in einer kleinen Gruppe“, berichtet Ines Faber. Dazu eignen sich die eigenen vier Wände oder gemietete Räumlichkeiten. Eine Mitgliedschaft in einem Fitnesscenter oder Club sind nicht nötig. „Gerade wenn man beruflich in der Öffentlichkeit steht, ist es fein, wenn man privat etwas für sich tun kann. Ihre Einfachheit macht die Yogapraxis so greifbar und in den Alltag integrierbar.“

Mentale Komponente
„Menschen in Führungspositionen stehen oft unter extremem Entscheidungsdruck. Bei großer mentaler Herausforderung bzw. Belastung kann Yoga helfen, eine Ausgeglichenheit zu schaffen“, erklärt die 32-Jährige. Das müssen nicht nur körperliche Übungen sein, auch Atem- oder Meditationspraktiken helfen dabei, Entscheidungen nicht aus dem emotionalen Affekt zu treffen. „In Verhandlungen mit Geschäftspartnern ist es hilfreich, sich nicht von Emotionen oder einer schlechten Tagesverfassung leiten zu lassen, sondern zu wissen, wo die eigene Mitte ist.“
Auf seelisch-geistiger Ebene können sich dank regelmäßiger Yogapraxis Ausgeglichenheit, Wohlbefinden, innere Ruhe, Konzentration und mehr Lebensfreude einstellen. Yoga ist somit ein ideales Mittel gegen Stress.

Privatlehrer oder offene Klasse?
„Mit meinen Privatkunden reflektiere ich immer über die vorige Stunde. Ich frage sie, wie es ihnen nach dem letzten Mal gegangen ist, wie sie sich gefühlt haben. Darauf baue ich auf. Wenn ich weiß, dass diese bestimmte Übung einer Person besonders gut tut, dann wiederhole ich sie auch jedes Mal. Das Ziel ist es, diese Übung so zu verinnerlichen, dass sie auch allein durchgeführt werden kann.“ Dieser Fokus ist in Privatstunden oder kleinen Gruppen natürlich eher möglich als in offenen Klassen. „Es kommt aber immer auf den Lehrer an. Findet man eine offene Klasse, in der die Gruppe stimmig ist, dann kann das genauso sinnvoll sein“. Durch ihre Erfahrung weiß Ines Faber, dass es mit dem Zeitplan von Managern nicht immer so einfach ist: „Mit einem Privatlehrer lassen sich die Stunden besser einteilen, was den Vorteil hat, dass es zu einer regelmäßigen Yogapraxis kommt.“

Gemeinsam auf der Matte
Yoga eignet sich ideal als Maßnahme zur Betrieblichen Gesundheitsförderung, die gleichzeitig Teambuilding und Gruppendynamik stärkt. Die Tageszeit ist flexibel. Manche Arbeitgeber gönnen ihren Mitarbeitern bereits einen gesunden Start in den Tag, also Yogastunden noch vor Arbeitsbeginn. „Wenn der Chef selbst mitmacht und sich gemeinsam mit den Mitarbeitern auf der Matte verbiegt, lernt man sich auch abseits des Büroalltags kennen“, erzählt die erfahrene Yogalehrerin.

Das Ziel
Die Yogapraxis sollte darauf abzielen, nicht vom Lehrer abhängig zu sein, sondern die Übungen auch allein praktizieren zu können. „Meine Empfehlung lautet: Mindestens einmal in der Woche für zehn Wochen mit einem Privattrainer und dem Ziel, dorthin zu gelangen, dass vor stressigen Situationen mental die Yogapraxis abgerufen werden kann“, erklärt Ines Faber. Ein Grundstock an Übungen sollte vorhanden sein, um zu wissen, welche Übungen bei Rückenschmerzen, welche bei Nackenverspannungen oder Kopfschmerzen und welche bei Schlafstörungen helfen.
Wichtig ist es, sich mit dem Lehrer wohlzufühlen. „Man kann mit Yoga mental unglaublich viel erreichen. Aber das funktioniert nur, wenn die Sympathie zwischen Lehrer und Schüler passt“, sagt Ines Faber. Nur dann wird es auch die Weiterentwicklung geben, die beim Yoga stattfinden kann. „Wer Yoga schon einmal ausprobiert hat und festgestellt hat, dass es nichts für einen ist, dem würde ich raten, es mit einem anderen Lehrer zu versuchen. Jeder Körper ist anders und jeder Lehrer auch. Yoga ist nun einmal eine Erfahrungswissenschaft. Jeder Lehrer hat andere Erfahrungen gemacht und diese Erfahrung muss auch für jeden Schüler stimmig sein. Es gibt allein für die Position ‚Herabschauender Hund‘ 100 unterschiedliche Anleitungen und zahlreiche verschiedene Yogastile. Einfach ausprobieren, was sich gut anfühlt.“ (MW)

INFO-BOX
Yogalehrerin und Yogini aus Leidenschaft
Ines Faber stand mit 19 Jahren das erste Mal auf der Yogamatte, seit 2011 unterrichtet die diplomierte Ernährungswissenschaftlerin selbst – im Yogastudio, in Gruppen, in Privatstunden, in Firmen, für Sportvereine, in Fitnesscentern, für Reiseanbieter, auf Events, in Hotels, im eigenen Wohnzimmer und outdoor. Ihre Ausbildungen hat die 32-Jährige in Nepal, Hawaii, Bali, Spanien und Österreich absolviert. Im Wiener 13. Bezirk unterrichtet sie offene Klassen, Privatstunden gibt sie nach Vereinbarung. Über ihre Berufung zum Yogi sagt Ines Faber: „Ehrlich gesagt, habe ich nie geplant, Yogalehrerin zu werden. Aber all meine Interessen und Wege haben dorthin geführt und irgendwann konnte ich gar nicht mehr anders.“
www.yogines.at