Robert Kaup, Managing Director Alpine Region Tietoevry, im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 2, FEBRUAR 2024
»Meine Kindheit in einer Unternehmerfamilie hat ­ mich sicher geprägt und mich gelehrt, wie mit Disziplin und Ehrgeiz viel erreicht werden kann.« © Thomas Unterberger

Ein richtig cooler Typ: Tietoevry ist der größte IT-Dienstleister in Nordeuropa. Chef der Alpine Region (Österreich & Schweiz) ist Robert Kaup.

Geboren wurde Robert Kaup in Wien, aufgewachsen ist er in Niederösterreich, in der Nähe von Groß Enzers­dorf. Computer haben ihn schon immer interessiert, wie er erzählt, „und, obwohl meine Eltern meinten, dass Computerspiele nicht automatisch für eine IT-Karriere qualifizieren, habe ich im Tages­kolleg der HTL Spengergasse eine EDV- und Organisationsausbildung absolviert.“ Genau die richtige Entscheidung, wie sich herausstellen sollte.

Die Leidenschaft zum Beruf gemacht
Seine Eltern waren Unternehmer mit einem eigenen Betrieb, aber das war nicht die Richtung, in die er gehen wollte. Er hat sich lieber dazu entschlossen, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen, und begann nach der Ausbildung an der HTL eine IT-Karriere. Zuerst war er als Softwareentwickler tätig, entwickelte sich bei dem kleinen österreichischen IT-Unternehmen Ulreich Systemtechnik aber innerhalb von drei Jahren zum Projektleiter für größere Softwareprojekte weiter.

„Im nächsten Schritt habe ich als Projektleiter und in vielen verschiedenen Managementrollen für das österreichische Softwarehaus Servo­Data gearbeitet, aus dem später die CSC Österreich ­wurde und 2005 ein Unternehmensteil an Tieto bzw. die heutige Tietoevry überging.“ Ihn verbindet also schon eine lange ­gemeinsame Geschichte mit dem skandinavischen IT-Dienstleister. 

2009 folgte ein wesentlicher Karriere­sprung. Ab da wurden ihm mehrere globale Rollen im Konzern anvertraut. Zuerst als Global SAP Alliance Manager. „Danach habe ich unterschiedliche globale Businesses im Bereich SAP und Cloud mit mehr als 450 Personen geleitet. Diese Personen waren über Finnland, Schweden, Norwegen, Tschechien, Österreich und Indien verteilt.“ 

Eigentlich war es nie sein Plan, Geschäftsführer zu werden. Denn das Entwickeln von Software hat ihm am meisten Spaß gemacht. Trotzdem bereut er es nicht, diese Verantwortung übernommen zu haben – ganz im Gegenteil. „Rückblickend bin ich jedenfalls sehr glücklich darüber, dass ein Ereignis das andere ergab, sodass ich heute meinen Beitrag in der Rolle des Geschäftsführers von Tietoevry Austria leisten kann.“

Auch wenn ihm mit 20 klar geworden ist, dass die Nachfolge im Familienunternehmen und die Chancen, aber auch Bürden des Unternehmertums nicht seine Berufung sind, haben ihn die Erfahrungen seiner Kindheit geprägt und ihn gelehrt, wie mit Disziplin und Ehrgeiz viel erreicht werden kann. „Diese Einstellung hat in meinen ersten Jahren sicher sehr dazu beigetragen, schnell vorankommen zu wollen.“

Doch seine Definition von Erfolg und seine Ziele haben sich im Laufe der Zeit gewandelt: „Mittlerweile bedeutet Erfolg für mich eine Balance zwischen Beruf, Familie und Zeit für mich zu finden und den Spaß am Job nicht zu verlieren. Letzteres ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, aber auch, dass ich mir immer wieder gerne neue Herausforderungen suche – sei es im beruflichen oder privaten Kontext.“

Kein Freund von „Business as usual“
Lange muss man in der heutigen Wirtschaftswelt und besonders in der dynamischen IT-Branche nicht nach Herausforderungen suchen. Sie tauchen von selbst und gerne auch mal ganz plötzlich auf. So wie 2019, als Robert Kaup als Managing Director nach Österreich zurückgekommen ist. Die Priorität war damals, Tietoevry Austria auf das nächste Level zu führen, wie er erzählt: „Deswegen haben wir mit dem Leadership-Team die Wachstumsstrategie für 2020 bis 2022 erstellt. Kurz nach dem Launch kam Corona und das hat unsere Pläne zu Beginn etwas durcheinandergewürfelt. Wir haben aber sehr bald Corona als Chance gesehen, noch mehr unserer Kunden in eine digitale Zukunft zu führen.“

Ohnehin ist er kein Freund von „Business as usual“ und Eintönigkeit. Insofern hat er nicht nur die richtige Branche und Position, sondern auch den perfekten Arbeitgeber für sich ausgewählt: „In meiner Rolle ist jeder Tag anders, und das macht mir am meisten Spaß, weil mir sonst schnell langweilig wird. Geprägt von einer Unternehmerfamilie, ist mir auch wichtig, viele Freiheiten zu haben. Das funktioniert bei Tietoevry sehr gut, da wir nicht als klassischer Konzern agieren, sondern die jeweiligen Leader und Teams mit viel Vertrauen agieren lassen.“

Das schlägt sich in seinem eigenen Führungsstil nieder. „Führung hängt sehr stark von den Mit­arbeiter:innen ab. Ich führe nicht jedes Mitglied meines Teams gleich. Das ist auch, was meine Mitarbeitenden von mir erwarten können: Ich fördere und coache sie, um ihnen zu ermöglichen, weiterzukommen, oder nehme ihnen Entscheidungen ab, wenn es notwendig sein sollte.“ Für 2024 hat er sich das ­Motto „Out of Comfort-Zone“ überlegt: „Das Ziel ist, es allen Mitarbeitenden zu ermöglichen, über sich hinauszuwachsen.“ 

Engagement für Vielfalt
Er setzt sich aktiv für die Vielfalt innerhalb von Tietoevry ein und legt ein starkes Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter an den Tag. „Ich darf ein sehr diverses Team leiten, das viele Perspektiven mit sich bringt, von dem ich viel lernen darf, aber wo es auch nicht immer einfach ist, alle an einen Tisch zu bekommen. Das erfordert Disziplin in der Gesprächskultur, und diese offene Kommunikation verlange ich auch von meinen Mitarbeitenden“, so Kaup, und weiter: „Transparenz ist auch die wesentliche Basis unserer Organisationsform, die auf Eigenverantwortung beruht. Daher möchte ich meinen Mit­arbeiter:innen alle notwendigen Informationen zur Verfügung stellen, damit sie gute Entscheidungen für das Unternehmen treffen können.“

Sein Leben besteht also aus viel, aber nicht nur aus Arbeit. Balance, Sie erinnern sich? Als Ehemann und Vater einer Tochter versucht Robert Kaup, möglichst viel Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Sportlich findet er einen Ausgleich durch lange Rennrad- oder Gravelbike-Touren, im Winter geht er gerne Langlaufen – und hat nach 30 Jahren gemeinsam mit seiner Tochter wieder mit dem Skifahren begonnen. Außerdem hat er Ende 2023 eine neue Leidenschaft entdeckt, die zu den nordischen Wurzeln von Tietoevry passt: regelmäßiges Eisbaden. Er ist eben ein richtig cooler Typ. (RNF)


12 FRAGEN AN ROBERT KAUP 

Was wollten Sie als Kind werden?
Ich wollte im Unternehmen meiner Eltern mitarbeiten, um sie bestmöglich zu unterstützen. 

Was bedeutet Glück für Sie?
In einem Land zu leben, wo Frieden herrscht, und eine gesunde Familie zu haben. Für mich selbst Zeit haben.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Die Heilkraft der Kälte“ von Josephine Worzeck und „Extrem gesund: Wie uns eiskaltes Wasser und extreme Höhe gesünder und fitter denn je machen“ von Scott Carney.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Barack Obama, mit seiner mitreißenden Kampagne „Yes, we can“.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
„Behandle den anderen so, wie sie oder er behandelt werden möchte.“

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit meiner Tochter, um die Neugierde eines Kindes für das Leben zu spüren und die spielerische Fähigkeit zu verstehen, wie sie Neues lernt. 

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Die Balance zwischen der Familie, dem Beruf und der Zeit für mich zu finden.

Was ist das Verrückteste, dass Sie in ihrem Leben getan haben?
Nichts, was ich hier gerne lesen möchte. ;-)

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Gemeinsam mit meiner Tochter, als wir meine (nicht immer so guten) Schulzeugnisse gemeinsam angesehen haben. ;-) 

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Alleine Fallschirm springen. Ich habe einen Tandemsprung absolviert, aber mich nicht getraut, die Ausbildung zu machen, um am Ende alleine zu springen. 

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Meine Tochter in die Schule zu bringen. :-)

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann?
Ein Hund, weil ich gerne mal die Welt aus Perspektive des Hundes unseres Nachbarn sehen möchte. 


ZUR PERSON
Vom Developer zum Managing Director
Robert Kaup ist seit Mai 2019 Managing Director Alpine Region (Österreich und Schweiz) bei Tietoevry. Der gebürtige Wiener startete seine Karriere als Softwareentwickler, stieg rasch zum Projektleiter auf und kann mittlerweile auf rund 25 Jahre Leadership-Erfahrung in der IT-Branche zurückblicken. Beinahe 20 Jahre davon verbrachte er in verschiedenen lokalen und internationalen Positionen im Dienste von Tietoevry, unter anderem als Head of SAP Enterprise Applications, wo er das weltweite SAP Business des Unternehmens verantwortete, oder auch als Head of Cloud Born Enterprise Applications. Er studierte „Mathematics & Computing“ an der University of Derby (England) und hält einen Postgraduate Executive MBA der Universität für Weiterbildung Krems (früher Donau-Universität Krems). Robert Kaup ist verheiratet und Vater einer Tochter.