Klimaticket sorgt laut ÖBB-Chef Matthä für Zuwachs im Fernverkehr © APA - Austria Presse Agentur

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben im Vorjahr 278,2 Mio. Menschen mit der Bahn und 215,4 Millionen mit den ÖBB-Bussen befördert. 494 Mio. Fahrgäste bedeuten Rekord, ob heuer schon 500 Millionen erreicht werden, will sich ÖBB-Chef Andreas Matthä nicht festlegen. Zuwachs bei den Passagieren im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 gab es vor allem im Fernverkehr, hier habe das Klimaticket Auswirkungen gezeigt, so Matthä. Die Fahrgastzahl im Nahverkehr änderte sich kaum.

Wie viele Menschen mit Klimaticket in den ÖBB-Zügen unterwegs waren, lasse sich zwar nicht sagen, aber die Staatsbahnen lukrierten daraus 143 Mio. Euro an Einnahmen, um etwa 50 Mio. mehr als 2022. Nachtzüge nutzten 1,5 Mio. Passagiere, das Ziel sind 3 Millionen bis 2030. "Du wirst nicht wahnsinnig reich damit", sagte Matthä zur Gebarung dieses Segments, aber rund 30 bis 40 Prozent der Einnahmen stammen aus Staatsbeiträgen - nicht nur aus Österreich, sondern aus verschiedenen Ländern, wo die ÖBB nachts unterwegs ist, zeigen Zahlen der ÖBB. Ohne "bestellte Leistungen" gäbe es keine Nachtzüge. Auch teile die ÖBB "Chancen und Risiken" des Geschäfts mit Partnern.

Die ÖBB glauben an weiteres Wachstum, dabei sei das Streckennetz mit zuletzt 160 Mio. Zugkilometern - von 70 Unternehmen gefahren, wie Matthä betont - schon das am drittstärksten ausgelastete in der EU. Dennoch soll, auch dank Digitalisierung, noch ein Ausbau "in Richtung 200 Mio. Zugkilometer", folgen, so Matthä. Bestellt sind um gut 6 Mrd. Euro 330 neue Züge, das Platzangebot soll um 93.000 Sitze zulegen, zwei Drittel davon im Nahverkehr. Vor allem ab 2026 gehen neue Züge in Betrieb - auch für die Umstellung der Wiener S-Bahn auf ein modernes, europäisches System (ETCS), das Abstände von 2,5 Minuten ermöglichen wird. Alleine für den Umbau der Wiener S-Bahn sind bis 2027 Investitionen von 1,3 Mrd. Euro geplant - und es ist mit gröberen Baustellen zu rechnen.

Die ÖBB, die 2023 große Probleme mit den verfügbaren Kapazitäten und der Pünktlichkeit hatten, wollen auch wieder verlässlichere Partner werden. Im Fernverkehr sollen 86 Prozent der Züge nach Fahrplan ankommen - Matthä schränkt aber gleich ein, dass die ÖBB "höchst erfolgreich ist, wenn sie 82 bis 83 Prozent erreicht", denn aus Deutschland kämen nur 60 bis 65 Prozent der Züge pünktlich und das wirke sich in Österreich stark aus. In Nahverkehr liegt die Pünktlichkeit bei knapp 96 Prozent.

Während die Passagierzahlen im abgelaufenen Jahr gestiegen sind, ist der Vorsteuergewinn (EBT) des Konzerns 2023 von 193 auf 112 Mio. Euro zurückgegangen. Im Vorjahr habe eine einmalige Auflösung einer Rückstellung das Ergebnis positiv beeinflusst, aber die ÖBB mussten heuer auch für den Strom drei Mal so viel zahlen wie 2022, in Summe um 50 Mio. Euro mehr. Zwar würden 40 Prozent des Stroms selber und weitere 20 Prozent von Partnern für die ÖBB erzeugt, das Unternehmen müsse aber intern Marktpreise verrechnen, erläuterte Finanzvorständin (CFO) Manuela Waldner in der gemeinsamen Pressekonferenz. Mit knapp 300 Mio. Euro schlugen auch die höheren Personalkosten nach der inflationsbedingt hohen KV-Runde zu Buche.

Die Talsohle erreicht haben sollte die Gütersparte Rail Cargo haben, so Waldner. Im Vorjahr war die Tochter operativ mit gut 10 Mio. Euro im Minus, nur dank einer Aufwertung stand am Ende ein Gewinn von 13 Mio. Euro in der Bilanz. Das transportierte Volumen sank um 8,4 Prozent auf 26,1 Mrd. Tonnenkilometer - weniger als im Coronajahr 2020. Aber im ersten Quartal 2024 habe es bereits einen leichten Aufwärtstrend gegeben, so Waldner. Abgesehen von der Konjunkturerholung sollen auch interne Reformen zu einem besseren Ergebnis führen. Matthä hofft, dass in Österreich in absehbarer Zeit eigene Zeitfenster im Schienennetz für Gütertransporte reserviert werden dürfen, um die Planung zu erleichtern. Auch die geplante Sanierung der Luegbrücke am Brenner könnte zu einer verstärkten Verlagerung von Gütern auf die Schiene beitragen.

Die ÖBB investieren heftig - 4,5 Mrd. Euro flossen heuer in die drei großen Bahntunnel (Semmering, Koralm und Semmering), andere Infrastruktur, rollendes Material und Instandhaltung. Für Letztere wurden 444 Mio. Euro aufgewendet - das sei genug, um die Qualität des Bahnnetzes zu erhalten, versicherte Waldner. Es drohten den ÖBB keine Überraschungen wie bei der Deutschen Bahn, die einen grundlegenden Sanierungsbedarf zahlreicher wichtiger Strecken und einen massiven Aufholbedarf bei der Schienennetzqualität einräumen musste.

Die ÖBB sind derzeit mit gut 45.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber des Landes. Rund 5.000 neue Leute wurden im Vorjahr aufgenommen - aus 80.000 Kandidatinnen und Kandidaten -, vor allem um Pensionierungen und Abgänge auszugleichen, denn der Personalzuwachs betrug nur 680 Personen. Auch heuer werden wohl 3.500 bis 4.500 neue Leute dazukommen, so Matthä. Netto würden es am Jahresende wohl wieder 600 bis 800 Beschäftigte mehr sein. Die ÖBB bilden derzeit etwa 1.800 Lehrlinge in 130 Berufen aus.