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Der elektrische Fuhrpark.

NEW BUSINESS - NR. 5, JUNI 2018
Laut Klima- und Energiefonds kann sich der Kauf eines Elektroautos innerhalb relativ kurzer Zeit dank deutlich geringerer Betriebskosten amortisieren. © W. Streitfelder für Österreichische Post AG

Steuervorteile und attraktive Förderaktionen haben bei Unternehmen das Interesse an Elektromobilität geweckt. Allerdings ist das Thema vielfach noch mit Fragen und Mythen behaftet.

"Ja, aber …“ lautet das liebste Argument von E-Mobilitäts-Skeptikern. Zu teuer, zu wenig Reichweite, eh gar nicht so nachhaltig wie man sagt. Als Fuhrparkmanager gerät man da leicht zwischen die Fronten von Befürwortern und Gegnern. Außerdem hat jedes Unternehmen unterschiedliche Anforderungen an seinen Fuhrpark. Der Fragenkatalog ist umfangreich, doch die Beantwortung zeigt: Fast jeder Topf findet seinen Deckel. Mit den folgenden drei Schritten verschafft SMATRICS Fuhrparkmanagern einen ersten Überblick zum Thema E-Mobility.

Schritt 1: Analyse des Mobilitätsbedarfs
Eine Analyse des eigenen Mobilitätsbedarfs ist der erste Schritt in der Entscheidungsfindung. Vor allem, wenn noch gar keine Erfahrung mit Elektromobilität vorhanden ist, können folgende Fragestellungen rund um den Fuhrpark hilfreich sein:
• Wie viele Fahrzeuge sind im Einsatz und wer fährt damit?
• Wie oft sind sie im Einsatz?
• Wie viele Kilometer müssen im Durchschnitt zurückgelegt werden?
• Wo sind die Fahrzeuge hauptsächlich im Einsatz?
• Handelt es sich um Poolfahrzeuge?
• Wann und wo steht ein Fahrzeug im Regelfall?
• Dient das Fahrzeug lediglich dazu, Personen von A nach B zu transportieren?
• Müssen Waren transportiert werden oder ist das Auto eine fahrende Werkstatt?
Wer die Antworten auf diese Fragen oder einen Teil davon (noch) nicht weiß, kann dafür auf Hilfsmittel zurückgreifen. Das Angebot der Analysetools ist breit gefächert und reicht vom ausfüllbaren Papierbogen über Smartphone-Apps bis zum GPS-Tracker, der etwa vom TÜV Austria angeboten wird und sämtliche Einsparungspotenziale aufzeigt sowie das Fahrverhalten von einzelnen Fahrzeugen und Nutzern detailreich evaluiert. Nach der Beantwortung dieser Fragen können die Ergebnisse mit aktuell am Markt befindlichen Modellen abgeglichen werden. Unabhängige Stellen wie Autofahrerclubs (ÖAMTC, ARBÖ) und Fachzeitschriften sind gute Anlaufstellen, da sie regelmäßig Tipps, Tricks und Testberichte der neuesten Modelle publizieren. Wer bei einem Leasingunternehmen unter Vertrag ist, sollte laut SMATRICS auch dort mittlerweile kundige Berater für eine Analyse finden, die bei der Beantwortung der Frage „Elektroauto – ja oder nein?“ behilflich sind.

Schritt 2: Das passende E-Fahrzeug
94 Prozent aller in Österreich zurückgelegten Fahrten sind kürzer als 50 Kilometer. Das ist mit jedem rein elektrisch betriebenen E-Auto und mit fast jedem Plug-in-Hybrid machbar: Rein elektrische E-Fahrzeuge schaffen unter realen Bedingungen bis zu 250 Kilometer. Die Automobilhersteller arbeiten mit Hochdruck an neuen Modellen, die in naher Zukunft 400–500 Kilometer Reichweite mit einer Ladung schaffen sollen. Dabei ist E-Auto nicht gleich E-Auto: Vom Cityflitzer über den Mittelklassewagen bis hin zum Prestigeobjekt – die Modellpalette ist in den vergangenen Jahren stark angewachsen und ein Ende ist nicht in Sicht. Neben PKWs existiert außerdem eine breite Palette an Transportern und Nutzfahrzeugen, 2019 werden zudem die ersten E-LKW auf den Markt kommen. Selbst der Bedarf an höheren Reichweiten ist kein absoluter Ausschlussgrund für ein elektrifiziertes Modell, denn auch mit Plug-in-Hybridfahrzeugen lässt sich der CO2-Ausstoß im Vergleich zum reinen Verbrenner erheblich verringern. Diese Fahrzeuge verfügen zusätzlich über einen Verbrennungsmotor, der bei längeren Strecken zum Einsatz kommt, die kürzeren Strecken (bis ca. 60 Kilometer) hingegen können rein elektrisch zurückgelegt werden. Damit kann auch der Außendienst, „bei dem unter 400 Kilometer nichts geht“, genauso sein Ziel erreichen – in räumlicher Hinsicht und auf umweltverträgliche Weise, denn die Kurzstrecken werden dann dennoch elektrisch zurückgelegt.
Einen guten Überblick über die aktuell in Österreich erhältlichen Modelle findet man außerdem auf den Seiten des ÖAMTC und der Austrian Mobile Power.

Schritt 3: E-Auto – eine Kostenfrage (TCO)
Jedes Unternehmen ist den Grundsätzen wirtschaftlichen Handelns unterworfen, bei der Anschaffung von E-Autos als Firmenfahrzeuge ist daher der Kostenfaktor entscheidend. Der Punkt geht klar ans E-Auto, das im Vergleich zum Verbrenner mit Sparpotenzial in den folgenden Bereichen punktet:
• Steuerliche Vorteile: Entfall der NoVA und der motorbezogenen Versicherungssteuer, 100 Prozent Vorsteuerabzugsberechtigung
• Fördermöglichkeiten für Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur
• Geringere Betriebs- und Wartungskosten
• Kein Sachbezug für Dienstwagen­fahrer.
Laut Klima- und Energiefonds sind ­E-Autos insbesondere aufgrund der Batteriekosten in der Anschaffung zwar teurer als Autos mit Verbrennungsmotoren, jedoch kann sich der Kauf eines Elektroautos innerhalb relativ kurzer Zeit dank deutlich geringerer Betriebskosten amortisieren. Gerade für Fuhrparkmanager ist eine gesamthafte Betrachtung notwendig, aber klar ist, dass sich diese Einsparungspotenziale auch bei der Berechnung der TCO (total cost of ownership) positiv auswirken. Diese können mithilfe eines Elektroautos beeindruckend gering gehalten werden.
Mit wenigen, gut strukturierten Fragestellungen und Überlegungen kommt also jeder Fuhrparkmanager zu einer realistischen Einschätzung, ob und inwieweit Elektroautos fürs Unternehmen geeignet sind und welche Modelle wo am sinnvollsten zum Einsatz kommen. Ist diese grundsätzliche Phase abgeschlossen, lohnt es sich, für die weiteren Schritte Rat von Experten einzuholen, die Zeit, Nerven und Geld sparen helfen. (VM)

INFO-BOX
Post AG: Innovative Fuhrparkkonzepte
Unternehmen wie die Post AG, welche mit ihrem Fuhrpark von über 1.400 E-Fahrzeugen den größten E-Fuhrpark des Landes besitzt und damit neue Maßstäbe im Bereich E-Mobilität in Österreich setzt, stellen allen Mitarbeitern in Wien außerdem einen internen Car-Sharing-Pool unter dem Motto „Teilen statt besitzen“ zur Verfügung. Diese Fahrzeuge können mittels einer moderne Buchungsplattform über eine App oder über das Web gebucht werden. Integriert wurden in diesen Car-Sharing-Fuhrpark alle Abteilungs- und Bereichs-Poolfahrzeuge. Dieser Fahrzeugpool besteht zu einem signifikanten Anteil aus E-Fahrzeugen, welche den Mitarbeitern besonders bei Kurzstrecken vorgeschlagen werden.
Zukünftig sollen die Mitarbeiter ihr Wunschdatum und die Zieladresse eingeben und ihnen wird ein Vorschlag für Öffis, Rad, Pool-PKW, Taxi etc. inklusive einer Darstellung der Kosten, Zeiten und CO2-Emissionen gemacht.