Das berühmte Kaufhaus in Berlin ist nun komplett in thailändischer Hand © APA - Austria Presse Agentur

Die Immobilie des Berliner Luxuskaufhauses KaDeWe gehört nun vollständig der thailändischen Central-Gruppe. Der bisherige Eigentümer, die insolvente österreichische Signa Prime Selection, und die Gruppe hätten eine Vereinbarung über den kompletten Erwerb getroffen, teilte Central am Freitag mit. Die Gruppe führe auch Gespräche über den Erwerb "weiterer Vermögenswerte" der KaDeWe Group.

Die Central Group könnte die gesamte KaDeWe Group übernehmen, hatten Branchen-Insider Reuters gesagt. Zur KaDeWe Group gehören neben dem gleichnamigen Luxus-Kaufhaus in Berlin auch das Alsterhaus in Hamburg und das Kaufhaus Oberpollinger in München. Die Central Group, hinter der eine thailändische Milliardärs-Familie steht, hält bereits mit 50,1 Prozent die Mehrheit an der Gruppe. Insidern zufolge hat sie Interesse auch an den übrigen Signa-Anteilen. Die Central Group hatte zusammen mit Signa auch die Globus-Warenhäuser in der Schweiz und die britische Kette Selfridges übernommen. Central verfügt über breite Erfahrungen im Einzelhandel - sie betreibt in Thailand zahlreiche Einkaufszentren und Märkte.

Die Central Group sei "zuversichtlich, sich als neuer Eigentümer der Berliner Immobilie über den Erwerb weiterer Vermögenswerte zu einigen und damit einen geordneten Ausstieg aus dem Insolvenzverfahren einzuleiten", teilten die Thailänder weiter mit. Der Kauf der Immobilie des Nobel-Kaufhauses in bester Lage in Berlin sei für Central "der erste wichtige Meilenstein der Sanierung und Restrukturierung der KaDeWe Group hin zu einem nachhaltigen, finanziell tragfähigen Unternehmen", sagte Vittorio Radice, Vorstand der Central Group Europe. Der geschäftsführende Vorsitzende der Central Group, Tos Chirathivat, sagte, die Investition in die KaDeWe-Immobilie "unterstreiche das Engagement unserer Familie für die KaDeWe Group".

Das Amtsgericht Charlottenburg in Berlin hatte im Jänner einem Insolvenzantrag der KaDeWe Group stattgegeben. Das Unternehmen hatte damals "exorbitant hohe Mieten" als Grund für die Schieflage angeführt. Die Immobilien der Warenhäuser in besten Innenstadtlagen hatten der Signa gehört. Die KaDeWe Group hatte im Jänner rund 1700 Menschen beschäftigt. Zur Signa gehörte auch der Warenhausriese Galeria Karstadt Kaufhof - er war diese Woche an zwei Investoren aus Nordamerika und Deutschland gegangen. Auch Galeria hatte überhöhte Mieten für die Warenhäuser kritisiert, die sich zum Teil in der Hand der Signa befanden.

Die im Einzelhandel und vor allem aber im Immobiliengeschäft tätige Signa hat die größte Pleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte hingelegt. Gläubiger machen Milliarden-Forderungen geltend. Signa ist das bisher größte Opfer der Immobilienkrise in Europa. Dem Immobilienriesen machten neben hausgemachten Problemen auch steigende Zinsen und Baukosten sowie die nahezu zum Erliegen gekommenen Transaktionen auf dem Immobilienmarkt zu schaffen.

Das "Kaufhaus des Westens" ist deutlich älter als der Kalte Krieg, nach dem sein Name klingt. Es wurde am 27. März 1907 eröffnet - in einer damals großbürgerlichen Wohngegend abseits der Einkaufsmeile am Potsdamer Platz. 1927 verkaufte Gründer Adolf Jandorf an die jüdische Kaufmannsfamilie Hermann Tietz. In der Nazi-Zeit wurden die Eigentümer aus der Geschäftsleitung verdrängt, aus dem Namen der Kaufmannsfamilie entstand "Hertie".

1943 stürzte ein amerikanisches Flugzeug ins KaDeWe, das Gebäude lag in Trümmern. 1950 kam der Neuanfang, in der Adenauer-Ära wurde das Warenhaus zum Sinnbild für Konsum und Kaufkraft. Zur Geburtstagsfeier zum 100. stürmten die Berliner im März 2007 das Haus und holten sich Stücke von einer 6,50 Meter hohen Riesentorte ab.

Das KaDeWe verfügt über 60 000 Quadratmeter Einkaufsfläche mitten in der Hauptstadt - das entspricht etwa acht Fußballfeldern mit hochwertigen Kleidern, Schuhen, Handtaschen und Feinkost. Neben Freunden von Luxuswaren machen sich täglich auch Tausende Touristen auf den Weg in das renommierte Gebäude. Zuletzt wurde das Kaufhaus von 2016 an jahrelang für zig Millionen Euro umgebaut. Im Sommer verlassen die Galeries Lafayette Berlin - damit hat das KaDeWe künftig einen Luxus-Konkurrenten weniger in der Hauptstadt.