Über „dumme“ Werkzeuge

NEW BUSINESS Innovations - NR. 03, APRIL 2020
Mario Haidlmair und Stefan Hofmann freuen sich über das Joint Venture. © HAIDLMAIR

Mit einem Joint Venture half das oberösterreichische Unternehmen HAIDLMAIR seinem Werkzeugüberwachungssystem, auf eigenen digitalen Beinen zu stehen. ...

... In dem bayrischen Unternehmen Hofmann fand man den perfekten Partner dafür.

Spritzgießwerkzeuge sind eigentlich ziemlich dumm!“ Mit dieser etwas provokanten Aussage hat Mario Haidlmair, Geschäftsführer des gleichnamigen Werkzeugbauspezialisten aus Nußbach, Oberösterreich, schon für manche erstaunte Gesichter bei Vorträgen gesorgt. Um den Werkzeugen diese „Dummheit“ auszutreiben, hat HAIDLMAIR bereits vor einigen Jahren das Werkzeugüberwachungssystem Mould Monitoring entwickelt und in einigen seiner Werkzeuge erfolgreich eingesetzt. Mould Monitoring gibt dem Nutzer die Möglichkeit, seine Werkzeuge immer im Blick zu haben. Neben Standortbestimmung und Status des jeweiligen Werkzeuges erlaubt das System seinen Nutzern auch, viele relevante Werkzeugparameter (Stückzähler, Zy­kluszeit, Durchfluss, Forminnendruck u. v. m.) ortsunabhängig über die gesamte Werkzeuglebensdauer einzusehen. Zusätzlich wird man über anstehende Wartungen und Services rechtzeitig benachrichtigt, was die Planbarkeit dieser Arbeiten erheblich erleichtert.

Digital Moulds als Weiterentwicklung von Mould Monitoring
Mould Monitoring ist inzwischen so weit optimiert, dass HAIDLMAIR den richtigen Zeitpunkt gekommen sah, das System auf eigene Beine zu stellen. Zu diesem Zweck wurde bereits im Oktober 2019 das neue Unternehmen Digital Moulds ­gegründet, das sich um die Weiterentwicklung von Mould Monitoring, den Vertrieb des Systems und die Neuentwicklung von weiteren intelligenten Digitalisierungslösungen für den Werkzeugbau kümmern soll. Geschäftsführer des neuen Unternehmens ist Andreas Reinthaler, der seine Ausbildung vor vielen Jahren bei HAIDLMAIR begann und nach seinem Studium an der Technischen Universität Graz nun die alleinige Verantwortung für die Geschäfte der Digital Moulds trägt.

Die Suche nach strategischen Partnern
Auf der Eigentümerseite wollte Mario Haidlmair das neue Unternehmen von Beginn an auf breitere Beine stellen, auch um die Unabhängigkeit von Digital Moulds hervorzustreichen und die Produkte für viele Unternehmen interessant zu machen. Daher war man bereits seit einigen Monaten auf der Suche nach strategischen Partnern. Nach intensiven Verhandlungen konnte man sich nun mit dem bayrischen Unternehmen Hofmann einigen, das als gleichwertiger Partner gemeinsam mit HAIDLMAIR Digital Moulds auf Eigentümerseite die Geschicke lenkt. „Digitalisierung ist einer der Megatrends in unserer aktuellen Zeit. Aber im Bereich Spritzguss und Formenbau ist hier noch sehr viel Potenzial, welches ein Schlüssel zur Qualitäts- und Effektivitätssteigerung sein wird. Die Firma Digital Moulds ist in unseren Augen hier Vorreiter und Pionier und liefert sehr gute Lösungen für die zukünftigen Digitalisierungsaufgaben in der Spritzgussfertigung. Wir freuen uns daher sehr, dass wir nun Teil des Digital-Moulds-Teams sind und zusammen in eine spannende Zukunft gehen“, erklärt CEO Stefan Hofmann die Beweggründe, die ihn den Entschluss fassen ließen, bei dem jungen Unternehmen einzusteigen.
Gemeinsam will man nun in diesem Jahr viele neue Kunden von den Produkten von Digital Moulds überzeugen und das Wachstum des neuen Unternehmens vorantreiben. Nach den ersten Gesprächen auf der K2019 sind nun bereits interessante Projekte mit einigen namhaften Unternehmen aus verschiedensten Industriebereichen gestartet.

Neues Produkt: Mould Lifecycle Management
Neben Mould Monitoring bietet Digital Moulds seit diesem Jahr noch ein weiteres Produkt an: Es nennt sich Mould Lifecycle Management und ist ein Tool, das den gesamten Lebenszyklus eines Werkzeuges, von der ersten Idee des Kunden bis zum Ende der Lebensdauer, transparent und zentral dokumentiert und darstellt. Die Nutzer dieser cloudbasierten Softwarelösung haben dadurch die Möglichkeit, alle relevanten Informationen, Dokumente, Zeichnungen, Parameter u. v. m. in einer Datenbank zu sammeln. Somit greifen alle Projektpartner zeit- und ortsunabhängig auf den gleichen Wissensstand zurück und vermeiden somit zeitaufwendige Suchvorgänge nach Daten oder Ähnlichem. Volle Kontrolle über die Werkzeuge und Transparenz in der Produktion stellen gerade für den OEM einen erheblichen Mehrwert dar. (VM)