Sie befinden sich hier:  Home  |  Fliegender CEO-Wechsel bei ABB
Peter Voser, wurde zum Interims-CEO von ABB © ABB

Ulrich Spiesshofer tritt überraschend zurück, Peter Voser wurde zum Interims-CEO ernannt.

Auch wenn es entsprechende Zeichen gab, die man hätte deuten können, so unvermittelt war es dann doch eine Überraschung: Wie am heutigen Morgen aus der Schweizer Zentrale des Technologiekonzerns ABB mitgeteilt wurde, hat es an der Spitze des Unternehmens einen fliegenden Wechsel gegeben.

Der Verwaltungsrat von ABB und CEO Ulrich Spiesshofer hätten sich darauf geeinigt, dass er von seiner Funktion zurücktritt, die er seit 2013 inne hatte, steht in einer Presseaussendung zu lesen. Der Präsident des Verwaltungsrates, Peter Voser, wird mit sofortiger Wirkung zusätzlich die Position des Interims-CEO übernehmen. Der Suchprozess für einen neuen CEO wurde laut ABB eingeleitet. Ein deutliches Indiz dafür, dass diese Aktion nicht von langer Hand vorbereitet war.

Interims-CEO Peter Voser ist voll des Lobes für seinen Kollegen: „Im Namen des Verwaltungsrats und der Mitarbeitenden von ABB möchte ich Ulrich persönlich danken für seinen Einsatz und sein Engagement für die Kunden und Mitarbeitenden von ABB nicht nur als CEO, sondern auch als Verantwortlicher in anderen ABB-Führungspositionen seit 2005. Unter seiner Führung hat sich ABB zu einem globalen Technologieführer mit einem klaren Fokus auf digitale Industrien weiterentwickelt. Er hat das Unternehmen strategisch neu ausgerichtet und in allen Geschäftsbereichen Wachstumsdynamik aufgebaut. Wir wünschen ihm alles Gute für seine persönliche und berufliche Zukunft.“

Voser fügte hinzu: „Wir werden uns weiterhin auf die Umsetzung der ABB-Strategie konzentrieren und Mehrwert für alle unsere Stakeholder schaffen. Um unsere Finanzziele zu erreichen, werden wir den Verkauf des ABB Stromnetze-Geschäfts (Anm.: Das Stromnetzgeschäft von ABB soll 2020 an Hitachi verkauft.) wie geplant vorantreiben, die Unternehmensstruktur des Konzerns vereinfachen und die angekündigten Kosteneinsparungen erzielen. Unsere vier neuen führenden Geschäftsbereiche werden sich voll darauf konzentrieren, die Bedürfnisse unserer Kunden in den Bereichen Digitalisierung, Elektrifizierung, Automatisierung und Robotik zu erfüllen.“

Ulrich Spiesshofer wird in der Aussendung folgendermaßen zitiert: „Nach vierzehn Jahren mit vollem Einsatz und Engagement für unsere Mitarbeitenden und Kunden übergebe ich Peter ein gut getrimmtes ABB-Schiff, dessen Kurs gesetzt ist und das Fahrt aufnimmt. Ich möchte allen Kollegen weltweit, Kunden und Partnern sowie dem Verwaltungsrat von Herzen für die Möglichkeit danken, diesem großartigen Unternehmen fast anderthalb Jahrzehnte in verschiedenen Funktionen in der Konzernleitung und als CEO dienen zu können. Ich werde nun eine Auszeit nehmen, bevor ich über das nächste Kapitel meines Berufslebens entscheide. Von ganzem Herzen wünsche ich dem ABB-Team rund um die Welt alles Gute für die Zukunft.“

Auf Twitter schrieb Spiesshofer heute außerdem: „After 14 years in EC at ABB and nearly 6 as CEO, it’s time to say goodbye. It was a privilege to lead the team that transformed ABB into a leader in digital industries. I warmly thank my colleagues and wish them a successful future. Signing off for the last time as @ABB_CEO. –us“

Peter Voser, Schweizer Staatsbürger, ist seit April 2015 Verwaltungsratspräsident von ABB. Davor war er von 2009 bis 2013 CEO von Royal Dutch Shell und von 2004 bis 2009 CFO des Unternehmens. Von 2002 bis Oktober 2004 war er CFO von ABB und einer der wichtigsten Verantwortlichen für den wirtschaftlichen Aufschwung des Unternehmens. Voser verfügt zudem über umfangreiche Erfahrung in Verwaltungsratspositionen bei führenden Unternehmen wie Roche, IBM, Catalyst, Temasek Holdings und PSA International in Singapur.

Zeitgleich wurde – ebenfalls überraschend und früher als vorgesehen – das Konzernergebnis des 1. Quartals 2019 veröffentlicht. Man kann spekulieren, ob das Ergebnis seinen Anteil an dem CEO-Wechsel hatte. Die Neue Zürcher Zeitung schreibt beispielsweise Online: „Der abrupte Abgang muss jedoch vor dem Hintergrund der seit Jahren unbefriedigenden operativen Entwicklung des Industriekonzerns gesehen werden.“ Es ist die Rede von Unstimmigkeiten mit großen Investoren und Kritik am Management. Auch seien die Zahlen zum ersten Quartal nicht berauschend.

ABB wird die geplante ordentliche Generalversammlung am 2. Mai 2019 in Zürich jedoch wie vorgesehen abhalten. (rnf)