„Essenziell für unseren Wirtschaftsstandort!“

NEW BUSINESS - NR. 8, OKTOBER 2021
Im Vergleich zum Rekordjahr 2019 gab es bei den Veranstaltungen, wie Kongressen, Firmentagungen oder Seminaren, einen Rückgang von 66 %. © ACB

Die Kongress- und Tagungsbranche hat ihre Köpfe zusammengesteckt und über die Zukunft nachgedacht. Nun ist man sich einig: Corona geht, hybrid bleibt und Co-Creativity kommt.

Die heimische Kongress- und Tagungsbranche gehört zu den Hauptbetroffenen der Coronakrise. In einer gemeinsamen Pressekonferenz haben Tourismusministerin Elisabeth Köstinger, Österreich-Werbung-Geschäftsführerin Lisa Weddig und Gerhard Stübe, Präsident des ACB & Geschäftsführer Kongresskultur Bregenz, die Situation der Branche beleuchtet. Das gemeinsame Ziel lautet, die Tagungs- und Kongresswirtschaft und damit auch den Städtetourismus durch zielgerichtete Maßnahmen wieder anzukurbeln.

Veranstalterschutzschirm gibt Anreiz und Planungssicherheit 
„Unsere heimische Tagungs- und Kongressbranche wurde besonders hart von der Coronapandemie getroffen – und mit ihr die gesamte Wertschöpfungskette. Von der Stadthotellerie über Caterings bis Bühnenbau oder Security“, betont Tourismusministerin Elisabeth Köstinger und verweist auf den enormen Wirtschaftsfaktor der Branche. Immerhin repräsentiere die Tagungsindustrie rund 10 Prozent der touristischen Wertschöpfung. 2019 fanden über 25.000 Seminare, Firmentagungen und Kongresse mit rund 1,8 Mio. Teilnehmer:innen in Österreich statt. Dadurch wurden 3,4 Mio. Nächtigungen generiert. „Messen, Kongresse und die Tagungsindustrie sind essenziell für unseren Wirtschaftsstandort. Solche Veranstaltungen generieren Nächtigungen, sorgen für Arbeitsplätze und bringen Wertschöpfung in die Regionen“, so Köstinger und meinte weiters: „Umso wichtiger ist es, dass die Branche wieder durchstarten kann. Daher haben wir den Veranstalterschutzschirm in der Höhe von 300 Mio. Euro gespannt. Er soll Anreiz und Sicherheit für die künftige Planung von Veranstaltungen geben und wird gut angenommen.“ Mit Ende August wurden bereits über 850 Anträge gestellt. Rund 121 Mio. Euro wurden bislang genehmigt. „Unser aller Ziel ist, dass Österreich wieder seine Position als weltweit gefragte Kongressdestination einnimmt. Davon profitieren wir alle.“

Meetingindustrie blickt in die Zukunft
Covid hat auch vor der heimischen Tagungs- und Kongressbranche nicht haltgemacht. Das geht aus den Zahlen des Meeting Industry Report Austria hervor. Im Vergleich zum Rekordjahr 2019 gab es bei den Veranstaltungen, wie Kongressen, Firmentagungen oder Seminaren, einen Rückgang von 66 %. Bei der Teilnehmer:innenzahl wurde ein Minus von 74,5 % verzeichnet und bei den Nächtigungen gab es einen Rückgang von 78,8 %. „Auch wenn die Zahlen wirklich nicht schön aussehen, sind wir als Branche mit dem Jahr 2020 nicht nur unzufrieden. Unter anderem, weil wir zeigen konnten, dass wir uns rasch an wirklich schwierige Bedingungen anpassen können. Aber vor allem, weil das Virus in uns einen Prozess in Gang gesetzt hat, bei dem wir uns nicht nur mit unserem Purpose, sondern vor allem mit den Chancen der Zukunft auseinandergesetzt haben“, so Gerhard Stübe, Präsident des Dachverbands der österreichischen Kongress- und Tagungsindustrie.

In den Herbst blickt die Branche mit vorsichtiger Zuversicht. Die Buchungslage ist zwar noch weit von den Vorkrisen­niveaus entfernt, die befragten Unternehmen spüren aber seitens ihrer Kunden ein starkes Interesse, wieder Tagungen, Kongresse oder Firmenveranstaltungen in Österreich auszutragen. „Wir waren zwar stolz darauf, mit unseren Betrieben Teil der Pandemiebekämpfung gewesen zu sein, wir wollen uns aber jetzt ganz auf die ursprüngliche Aufgabe konzentrieren und wieder spannende, ergebnisorientierte Kongresse, Tagungen abhalten und unsere Zukunfts­ideen umsetzen“, so Stübe weiter.

Erholung 2023
Die Kurzarbeit, die verschiedenen Zuschüsse sowie der Veranstalterschutzschirm der Bundesregierung haben ganz wesentlich zu einer wirtschaftlichen Handlungsfähigkeit der heimischen Betriebe, aber vor allem zur Absicherung von Arbeitsplätzen in der Branche geführt: So haben 70 % der Betriebe keine Mitarbeiter:innen abgebaut und 82 % hatten Mitarbeiter:innen in Kurzarbeit. Die Buchungslage ist für 55 % der Betriebe in den nächsten Monaten wie erwartet, 32 % sehen sogar eine bessere Buchungslage und die Branche rechnet mehrheitlich mit einer Erholung im Jahr 2023, 34 % sehen dies schon 2022. Diese Zahlen basieren auf einer Umfrage unter den Mitgliedsbetrieben des Austrian Convention Bureaus.

Der Kongress muss Veränderung schaffen
Die heimische Meetingindustrie ist während der Pandemie nicht stillgestanden, sondern hat – in einem universitär begleiteten Prozess und im Rahmen der Branchentagung „ACB Convention4u“ – darüber nachgedacht, wie Covid, wie die Digitalisierung und wie die neuen Rahmenbedingungen die Branche verändern werden. „Unsere Teilnehmer: innen bzw. Veranstalter:innen haben andere Motivatoren als vor der Krise und diese müssen wir mit unseren Betrieben ansprechen“, so Gerhard Stübe, der weiter meinte, „dass wir uns als ein Ergebnis der Diskussionen, die wir basierend auf den Ergebnissen geführt haben, von einer Meeting-Industrie hin zu einer Meaning-Industrie bewegen müssen. Wir müssen weg von Standardlösungen. Co-Creation und Bricolage sind Schlagworte, die als Basis für eine viel engere Bindung zwischen der ­Mea­ning-Industrie und den Veranstaltern ermöglichen sollen“, fasst Stübe die Ergebnisse der Studie schließlich zusammen.

ÖW setzt auf Kommunikationsoffensive, innovative Formate, weltweites Netzwerk
Die Österreich Werbung investiert 2021 1,2 Mio. Euro in die Bewerbung des Tagungslandes Österreich. Neben einer breit angelegten Imagekampagne in Österreich und Deutschland setzt die ÖW auf die Entwicklung neuer Veranstaltungsformate und innovativer Tools, um die Branche in dieser herausfordernden Zeit zu unterstützen und den Restart des Tagungssektors zu beschleunigen. „Wichtig war es, schnell zu reagieren und gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern neuartige Plattformen zu entwickeln. Mit dem Ziel, den Austausch innerhalb der Branche sowie die Pflege der internationalen Geschäftsbeziehungen aufrechtzuerhalten“, erklärt ÖW-Geschäftsführerin Lisa Weddig. Die zeitnahe Konzeptionierung von virtuellen und hybriden Events sowie die Teilnahme an internationalen digitalen Veranstaltungen im In- und Ausland waren nur ein Teil der Arbeit. 

Mit dem Einsatz innovativer Tools wie den Austria rooms oder den Virtual Site Inspections hat die ÖW auch kleine und mittlere Veranstaltungsbetriebe unterstützt. „Die Erfolgsfaktoren für einen erfolgreichen Restart sind für mich die Innovationskraft und Kooperationsbereitschaft der österreichischen Branchenvertreterinnen und Branchenvertreter, Österreichs Kompetenz als Allround-Veranstalter bei virtuellen, hybriden und physischen Events sowie die natürlichen Gegebenheiten des Tagungslandes Österreich“, erklärt Weddig. „Durch unsere breit angelegte Imagekampagne werden wir in Print und online – über ansprechende Sujets, Videos, redaktionellen Content und Dynamic Ads – eben diese Qualitäten national und international sichtbar machen. Und wir freuen uns, bald auch wieder mehr internationale Tagungsgäste in Österreich begrüßen zu dürfen“, sagt Weddig abschließend. (VM)