Hightech mit österreichischem Know-how.

NEW BUSINESS - NR. 4, APRIL 2022
Insgesamt 51 ausgewählte Innovationen, die im iLab – der Wissensplattform im Inneren des Österreich-Pavillons bei der Weltausstellung in Dubai – präsentiert werden, zeigen, wie Hightech-Lösungen die Welt zum Positiven verändern können. © www.keller-fotografie.de

Österreichische Unternehmen und Forschungseinrichtungen zeigten auf der Expo in Dubai, wie Innovationen zum Motor für eine erfolgreiche und lebenswerte Zukunft werden können.

Alle fünf Jahre findet irgendwo auf der Erde die Weltausstellung statt. Weil Corona im Jahr 2020 jedoch jedem noch so traditionsreichen Plan einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, wurde auch die seit 1851 stattfindende Ausstellung verschoben – und so fand die EXPO 2020 zwar wie geplant in Dubai, aber um ein Jahr nach hinten verschoben, von 1. Oktober 2021 bis 31. März 2022 statt.

Trotz der Verschiebung wurde der Name „EXPO 2020 Dubai“ beibehalten. Österreichs Ausstellung lief unter dem Motto „Austria makes sense“ und wurde von Ars Electronica Solutions und büro wien kuratiert. Im iLab – der Wissensplattform im Inneren des Österreich-Pavillons – stellten sich heimische Unternehmen und Forschungseinrichtungen einem internationalen Millionenpublikum vor. Dabei gab es seit Eröffnung der Expo erstaunliche Projekte aus verschiedenen Themenbereichen zu entdecken. Sogenannte InnovationTowers bildeten den Rahmen, um die Exponate zu präsentieren.

„Schon seit vielen Jahren steht Österreich mit seinen international orientierten Unternehmen für Innovationsgeist und Know-how. Die Expo 2020 in Dubai ist eine Chance, um die Qualität der heimischen Produkte noch besser hervorzuheben und den Weg in neue Märkte zu ebnen. Gerade im Umwelt- und Nachhaltigkeitsbereich sind unsere Unternehmen globale Vorreiter“, meinte Wirtschafts- und Standortministerin Margarete Schramböck während der EXPO. 

Zweite Phase endete mit März 2022
Nach der ersten Phase der Präsentationen im iLab erfolgte am Jahresbeginn ein Wechsel der Exponate. In den 51 ausgestellten Innovationen zeigt sich die Vielfalt der heimischen Unternehmen und deren Entwicklungen. „Die voranschreitende Digitalisierung ist in vielerlei Hinsicht gut für die Wirtschaft und die Menschen in unserem Land. Mit ihren neuen, herausragenden Technologien und Lösungen sind unsere Unternehmen weltweit in vielen Bereichen echte Pioniere und setzen neue Maßstäbe,“ erklärte Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich. 

Wurden von Oktober bis Dezember 2021 die InnovationTowers mit den Themen Smart City, Circular Economy, Mobility und Digital Opportunities bespielt, so gehörte die Bühne von Jänner bis März 2022 den Themen Digital Security, New Materials, Water & Agriculture und Health & Life Science. Wir wollen ein paar der herausragenden Unternehmen, die sich in Dubai präsentierten, vor den Vorhang holen:

Mostly AI: Lösung für synthetische Daten
Das Wiener Hightech-Start-up Mostly AI hat eine bahnbrechende KI-Technologie zur Anonymisierung von Big Data entwickelt. Die Lösungen von Mostly AI ermöglichen es Unternehmen weltweit und branchenübergreifend, Big-Data-Bestände sowohl intern als auch extern sicher zu teilen und dabei die Privatsphäre ihrer Kund:innen vollständig zu schützen.

„Mostly AI löst eine der größten Herausforderungen, vor denen Unternehmen heute stehen: den Spagat zwischen dem Bedarf an KI- und Big-Data-Innovationen und dem Schutz der Privatsphäre“, so Alexandra Ebert von Mostly AI. Die KI-generierte Software für synthetische Daten hilft Unternehmen, datenschutzsensible Datenbestände zu erschließen, indem sie diese vollständig anonymisiert und gleichzeitig alle wertvollen Informationen und die Granularität beibehält.

Das Ergebnis sind Daten, die frei genutzt und weitergegeben werden können. „In einer Welt voller kluger Köpfe und riesiger Datenmengen gibt es ein enormes Potenzial, diese wertvolle Ressource nicht nur für wirtschaftliche Innovationen, sondern auch für das Gemeinwohl zu nutzen“, so Ebert.

Speech processing Solutions (SPS): Philips SmartMike
SPS ist ein weltweit führender Anbieter von Diktierlösungen mit Sitz in Wien. Mehr als vier Millionen Anwender:innen arbeiten mit den von SPS entwickelten und unter der Marke Philips vertriebenen Speech-to-Text-Lösungen. Dazu gehören Diktier-, Workflow- und Sprach­erkennungssoftware sowie spezielle Diktier-Hardwareprodukte, die es Unternehmen ermöglichen, durch den intelligenten Einsatz von Sprache mehr zu erreichen.

Das Philips SmartMike ist eine Multi-Lautsprecher-Lösung, die mithilfe von Spracherkennung exakte Aufnahmen oder Abschriften von Gesprächen, Diskussionen und Meetings liefert, auch wenn Personen gleichzeitig sprechen. Ermöglicht wird dies durch eine Art Array-Mikrofon sowie eine Software, die Dialoge zwischen Personen aufzeichnet und die beiden Audioströme automatisch voneinander trennen kann. Damit löst Philips SmartMike eine der größten Herausforderungen im Bereich der Spracherkennung.

x.news information technology gmbh: Info-Dashboard
x.news wurde 2015 in Pinkafeld im Burgenland gegründet. Das Unternehmen entwickelt eine auf KI basierende Echtzeit-Recherche-Software für Corporates, Journalist:innen in Medienorganisationen sowie den öffentlichen Bereich. Dazu CEO Andreas Pongratz: „conceptr – AI based realtime research and fact checking erlaubt es Nutzer:innen durch sein individuelles Quellenmanagement, KI-unterstützt effizienter und zeitsparender zu recherchieren. Fact Checking, Alarmmeldungen, Live-Kollaboration und der Transfer in Drittsysteme sind integriert.“

Das Produkt liefert dem Anwender persönliche „trending topics“ sowie themenspezifische Nachrichten von 30+ Millionen Sites mittels dem Service „delivr“. Die Anwendung läuft auf allen internetfähigen Endgeräten in einem Browser.

youniqx Identity AG: MIA – My Identity App
Als Digitaltochter der Österreichischen Staatsdruckerei vereint die youniqx Identity AG jahrhundertelange Erfahrung im Sicherheitsdruck mit modernen Digitallösungen für die Welt von heute. Mit innovativen Ideen wie der mobilen ID-Lösung MIA liefert youniqx Antworten auf die Fragen zur digitalen Identität im 21. Jahrhundert.

„MIA bringt Ihren Führerschein vollständig digitalisiert auf Ihr Smartphone und vereint dadurch die Anforderungen eines Sicherheitsdokuments mit der hohen Benutzerfreundlichkeit moderner Apps. Weisen Sie sich per Knopfdruck digital aus und teilen Sie Ihre Führerschein-Daten bei Bedarf mit anderen, etwa bei einer Verkehrskontrolle oder bei einem Behördenbesuch“, heißt es bei youniqx Identity.

MIA ermöglicht es Staaten, ihre Bürger an den Vorteilen des digitalen Wandels teilhaben zu lassen. Die App macht Smartphones zum Ausweis für die physische und die digitale Welt. Dadurch trägt MIA zu erhöhter Sicherheit bei, steigert den Benutzerkomfort und ebnet den Weg, um Dienstleistungen digital zu erbringen.

T3K Forensics: Biocapture – mobile kontaktlose Fingerabdruckerfassung
T3K Forensics hat eine hochmoderne Technologie zur Erfassung biometrischer Daten zum schnellen, mobilen und sicheren Abgleich von Fingerabdrücken entwickelt. Biocapture ermöglicht die Erfassung von Fingerabdrücken in FBI-Qualität mithilfe einer einfachen Smartphone-App und Standard-Smartphone-Kameras. „Die Nutzer:innen können ihre Fingerabdrücke sofort erfassen und mit staatlichen oder privaten Datenbanken abgleichen, so dass sie ihre Daten sicher aufbewahren und gleichzeitig problemlos auf Onlinedienste zugreifen können.

Biocapture ermöglicht den Zugang zu Bank-, Behörden- und Gesundheitsdiensten sowie zu allen Anwendungen, die eine sichere Identifizierung erfordern“, erklärt dazu CEO Felix Klier. Mehr als 200 Expert:innen entwickeln modernste Informations- und Kommunikationstechnologien, um im Rahmen der umfassenden Digitalisierung und globalen Vernetzung ein Höchstmaß an Sicherheit und Zuverlässigkeit der Systeme zu gewährleisten.

„Wir bieten eine Technologie an, die die Möglichkeit bietet, Prozesse zu rationalisieren, sodass jeder, der sonst durch physische, geografische oder andere Grenzen behindert wird, rechtsgültige Verträge unterzeichnen, auf Informationen und Dienstleistungen im Gesundheitswesen zugreifen oder staatliche Hilfen sicher in Anspruch nehmen kann“, so Klier.

Commend: Intercom-Lösungen – ­Zutrittssysteme
Commend ist ein globaler Anbieter von zuverlässigen und sicheren Kommunikationssystemen sowie Notfall- und Gefahren-Reaktionssystemen für die effiziente, sichere und reaktionsschnelle Bewirtschaftung von öffentlichen Gebäuden, Industrieanlagen und öffentlichen Infrastrukturen im Verkehrs- sowie Schiffswesen. Der IVY Digital Smart Assistant beantwortet bis zu 80 Prozent von häufig gestellten Fragen, die z. B. an Informationspunkten in einer Smart City gestellt werden, mit einer automatisierten Beantwortungsroutine.

Und das trotz widriger akustischer Umstände wie beispielsweise Verkehrslärm oder einem Durcheinander von verschiedenen Menschenstimmen im Hintergrund. „Wir wollen sämtliche Möglichkeiten nutzen, vertrauenswürdige und zuverlässige Kommunikation so zu entwickeln, um sicherzustellen, dass der Betreiber unserer Kommunikationstechnologie damit in seinem Arbeitsalltag effizienter und damit kostengünstiger arbeiten kann, als auch in Notsituationen durch Kommunikation möglichst viel Schaden von Menschen und Werten abwenden“, sagt Managing Director Georg Winkler.

1stLevel Solar: SunDrops – das mobile Solarkraftwerk – und SunDrops-Control – das Funkfeuchtemesssystem
Aus der Entwicklungswerkstatt der 1stLevel Solar GmbH kommen Sun­Drops, ein mobiles Solarkraftwerk, und Sun­Drops-Control, ein Funkfeuchtemesssystem für die Landwirtschaft. Mit SunDrops können landwirtschaftliche Flächen bewässert und Strom generiert sowie in Batterien gespeichert werden. SunDrops-Control verspricht weniger Wasserverbrauch, da nur bewässert wird, wenn wirklich Bedarf besteht.

Sun­Drops-Control misst die Bodenfeuchte und überträgt die gewonnen Daten an die Zentraleinheit, welche die Pumpe bzw. Magnetventile steuert. Dazu erklärt Peter Frey, Inhaber und Geschäftsführer der 1stLevelSolar GmbH: „Neben der Vielzahl an Nutzungsmöglichkeiten wie Trinkwasseraufbereitung, Bewässerung, Stromproduktion und -speicherung sowie Saatgutreinigung bieten unsere Produkte natürlich jeden Betrieb von elektrischen Geräten an. SunDrops-Control erlaubt es, mit der geringsten Menge an Wasser den besten Ernteertrag zu erzielen.“ Für die Zukunft kündigt Peter Frey weitere Entwicklungen an.

Aqua Libre Energieentwicklungs GmbH: Powerfluxx Wasserturbine
Im Jahr 2005 wurde die ALEE mit dem Ziel gegründet, erstmals die Strömungsenergie von Flüssen zur nachhaltigen Energiegewinnung ohne Aufstauen zu nutzen. Die Stromboje Powerfluxx ist ein „schwimmendes Kraftwerk“, das seriell gefertigt wird und weltweit regional eingesetzt werden kann. „Es ist erstmals gelungen, die Fließenergie von Flüssen effektiv zu nutzen, und dies ohne jegliche negative Beeinflussung der Umwelt.

Powerfluxx ist rund um die Uhr auch in den entlegensten Gebieten der Erde einsetzbar“, so Robert Artwohl, Geschäftsführer des Hauptgesellschafters BEB Fertigungscenter GmbH & Co KG, die für die Lieferung von Generator und Rotor verantwortlich zeichnet. „Unser Produkt soll eine nachhaltige Energiegewinnung ohne negative Einflüsse auf die Umwelt auch in Gebieten mit mangelnder Infrastruktur ermöglichen“, so Artwohl weiter.

Organoid Technologies: Oberflächen aus ­natürlichen Rohmaterialien
Diese junge Firma aus Tirol stellt Natur­oberflächen aus natürlichen Rohmaterialien wie handgesenstes Almheu, Lavendelstängel und Rosenblüten auf nachhaltige und umweltfreundliche Weise her. Dazu werden diese Naturmaterialien auf Platten gepresst. Die von der Organoid Technologies GmbH produzierten natürlichen Oberflächen können als Tapete oder Boden, Leuchtschirm oder Handyhülle, als Schmuckelement oder Möbelfront eingesetzt werden.

Die Oberfläche ist unbehandelt, dadurch bleiben alle Eigenschaften wie Optik, Duft und Haptik erhalten. Dazu Alexan­dra Jehart, Geschäftsführerin der Organoid Technologies GmbH: „Unsere Produkte bringen alpines Wohlgefühl in die Welt und bringen die Menschen wieder zurück zur Natur in verschiedensten Anwendungsmöglichkeiten.“

Kerkoc & Luxinergy: Orthesen aus dem 3D-Druck
Kerkoc ist ein Orthopädietechnikunternehmen, das mittlerweile in dritter Generation geführt wird. 80 Mitarbeiter:innen erzeugen an zehn Standorten in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland Heilbehelfe, die großteils von Hand gefertigt werden. „Ziel unseres letzten Innovationsprojektes war, eine hochqualitative, leistbare und ausbaufähige Alternative im Bereich 3D-Druck für die Branche der Orthopädietechnik zu finden“, so Martin Petraschka, Chief Technical Officer.

„75 Jahre Erfahrung und neueste Technologien in einem Produkt vereint, brachten einen 3D-Großraumdrucker für Medizinprodukte der Klasse 1 hervor, welcher Design und Funktion auf höchstem Niveau erlaubt. Sowohl der Drucker als auch das verwendete Kunstharz sind speziell für die Fertigung von Orthesen entwickelt worden“, so Petraschka weiter.

Orthesen unterstützen die Funktion von Gelenken wie Schulter-, Knie- oder Sprunggelenk. Die gedruckten Produkte können direkt auf der Haut getragen werden, halten Bewegungen stand, ohne zu brechen, und sind gleichzeitig leicht und atmungsaktiv. Die Zeit, in der die Orthese unterstützend getragen wird, verkürzt sich um mehr als 70 Prozent.

Lenzing AG: Blockchain-Technologie zur Faser-Identifikation 
Mit ihren innovativen Produkt- und Technologielösungen ist die Lenzing-Gruppe Partner der globalen Textil- und Vliesstoffhersteller. Lenzing strebt eine Umgestaltung der Textilbranche in Richtung Kreislaufwirtschaft an. 

„Konsument:innen wollen zunehmend wissen, woher die Materialien für die Kleidungsstücke kommen, die sie kaufen. Lenzing setzt hier auf die Blockchain-Technologie, um für Modemarken und Konsument:innen vollständige Transparenz und Rückverfolgbarkeit ihrer Fasern der Marke TENCEL bis zum fertigen Kleidungsstück zu gewährleisten.

Durch Einscannen eines QR-Codes am Kleidungsstück wird die Herkunft der Textilien festgestellt“, heißt es bei Lenzing. Die Transparenz in der gesamten Wertschöpfungskette – von der Faser bis zum Einzelhandel – wird gewährleistet und so die Authentizität und Herkunft nachhaltiger Textilien sichergestellt.

QUS Body Connected by sanSirro GmbH: Smart-Shirt 
Das österreichische Unternehmen sanSirro produziert seit 2013 individuelle Sport- und Freizeitbekleidung. Mit ihrer Marke QUS Body Connected wurden die Türen zum smarten Markt geöffnet, produziert wird ein Smart-Shirt. 

„QUS ist ein waschbares Smart-Textil, das eine genaue Körperdatenerfassung ermöglicht. Intelligente Sensoren im QUS-Shirt zeichnen alle relevanten Daten auf, speichern sie in einer Cloud. Wichtige Daten wie Puls, Atemfrequenz, Herzratenvariabilität und Kalorienverbrauch, aber auch Geodaten wie Position, Wegstrecke und Schritte werden direkt über das Textil und die Onboard-Unit erfasst“, erklärt Susanne Stessl. Fokussiert wird nicht nur der Sportbereich. 

Durch die einfache und unkomplizierte Anwendung kann das Shirt auch in Bereichen wie Medizin und Arbeitssicherheit eingesetzt werden und ermöglicht so die präzise Erfassung vieler relevanter Vitaldaten, ohne den Menschen in seinem Alltag einzuschränken. (VM)


INFO-BOX
Österreich bei der Weltausstellung 
Der Österreich-Pavillon auf der Expo 2020 in Dubai setzte auf den kreativen Einsatz von Digitalisierung und präsentierte österreichische Innovationen im Rahmen der Ausstellung im Inneren des Pavillons, die von Ars Electronica Solutions und büro wien kuratiert wurde. Das Architektur-Büro querkraft realisierte einen Pavillon, der arabisch-archaische Windtürme mit zeitgemäßer Klimatechnik zu einem spielerischen Signal gegen die klimaschädigende Verschwendung kombiniert. Der heimische Beitrag wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort und der Wirtschaftskammer Österreich finanziert. Die nächste Weltausstellung wird von 13. April bis 13. Oktober 2025 in Osaka, Japan stattfinden.

www.expoaustria.at