Dr. Stefan Ottrubay, Chef der Esterházy-Stiftungen im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 3, APRIL 2014
Dr. Stefan Ottrubay © Esterházy

„Leistung soll sich lohnen!“

Stefan Ottrubay verwaltet eines der größten Vermögen Österreichs. Als Neffe Melinda Esterházys gehört er zu jener Familie, die über 44.000 Hektar Grundbesitz (dazu gehören auch große Teile des Neusiedler Sees), wovon etwa die Hälfte bewirtschaftet wird, verfügt. Stefan Ottrubay verwaltet das Vermögen als Generaldirektor der Esterházy ­Betriebe.
Mit der Gründung der Esterházy Betriebe GmbH im Jahr 2001 erhielt die Unter­nehmensgruppe ihr jetziges modernes Gesicht. In dieser sind die fünf Bereiche Forst- und Natur­management, Immobilien und Freizeitanlagen, das Weingut sowie Tourismus, Kultur und Vertrieb unter einem Dach vereint. Unternehmensbereiche, die jeden Tag engagiert dafür arbeiten, dass die Region und ihre Menschen von sicheren Arbeitsplätzen, innovativer Landwirtschaft, hochwertigen Lebensmitteln, konsequentem Umweltschutz und einem einzigartigen Veranstaltungs- und Kultur­angebot langfristig profitieren. Seit ihrer Gründung hält Ottrubay den Vorsitz inne und wurde 2013 in den neuen Direktionsrat gewählt.
„Mit der Stärkung der Führungsebenen ist die Esterházy-Gruppe bestens gerüstet, um auf Änderungen in den Märkten und auf Schwankungen der Konjunktur gut reagieren zu können. Wir werden jetzt noch besser in der Lage sein, Risiken abzufedern und neue unternehmerische Chancen, vor allem auch außerhalb des Burgenlandes, wahrzunehmen. Unverändert werden die Erträge aus der Wirtschaftstätigkeit gemäß unserem Stiftungszweck an erster Stelle für den Erhalt und die Aufwertung der großen historischen Anlagen – das Schloss Ester­házy in Eisenstadt und die Burg Forch­ten­­stein – sowie die Bewahrung und Verbreitung der wertvollen historischen Sammlungen verwendet“, betont Ottrubay.­ Die langjährige Betriebstreue basiert auf seiner persönlichen Faszination für seinen Beruf: „Das Faszinierende an der Tätigkeit für Esterházy ist die große Vielfalt. Ich lerne in meiner Arbeit laufend sehr unterschiedliche und hochinteressante Menschen kennen. Unsere Unternehmensgruppe umfasst so verschiedene Branchen wie die Landwirtschaft oder den Konzertbetrieb. Diese Bandbreite ermöglicht es, dass wir für unsere Region viel bewegen können. In den letzten zehn Jahren war Esterházy ein starker Impulsgeber in vielen Bereichen für das Burgenland wie auch für die ganze Region.“

Wertvolles Wirtschaften
Es ist für die Strategie einer Unternehmensgruppe zentral, dass man auf mehreren Beinen steht. Wenn einmal in einer Branche Flaute herrscht, dann hat ein anderer Bereich eine starke Phase. Durch eine gute Steuerung der zentralen Bereiche (Finanzen, Personal, Recht etc.) werden die Ressourcen optimal eingesetzt. In guten wie in schlechten Phasen schwört Ottrubay auf einen offenen ­Umgang mit seinen Mitarbeitern: „Wichtig ist für mich ein offenes und kommunikatives Arbeitsklima. Flache Hierarchien sollen helfen, viele Fähigkeiten optimal in das Unternehmen einzubinden. Unser Grundsatz lautet: Die Mitarbeiter sollen durch positive Beispiele, nicht durch Angst motiviert werden, und Leistung soll sich lohnen!“

Highlights 2014
„Für dieses Jahr haben wir uns bei ­Esterházy vieles vorgenommen: Umbau des Restaurants am Schlossplatz, einen neuen Regionalmarkt, Beginn des Gastro-Neubaus auf der Burg Forchtenstein und noch vieles mehr. Die Kollegen sind sehr motiviert, deshalb werden wir vieles umsetzen.“
Eine absolute Sensation ist die Ausstellung im Museum des Moskauer Kremls: Dort werden zum ersten Mal die Sammlungen Esterházy in einer großen Einzelausstellung in einem der wichtigsten Museen der Welt gezeigt. Das Unernehmen arbeitet an weiteren Ausstellungen im fernen und im mittleren Osten sowie in Nordamerika. Damit wird Esterházy zu einem entscheidenden Tourismusfaktor für Österreich im Ausland.
Weiters läuft seit Jänner 2014 die Modernisierung und Erweiterung des beliebten Restaurants „Henrici“. Bereits im Mai wird das bekannte Lokal seine Gäste in einem modernen, attraktiven Design erwarten. Gleichzeitig übernehmen neue Pächter – der erfahrene und renommierte Gastronom Leo Doppler – das Restaurant.
Esterházy ist sich der ökologischen Verantwortung bewusst und hat als einer der größten landwirtschaftlichen Bio-Betriebe Österreichs vor über zehn Jahren sämtliche eigenbewirtschafteten Flächen auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Als großer Bio-Produzent erweitert Esterházy ganz entscheidend sein Angebot: Mit einer eigenen Mehllinie sowie eigens entwickelten Broten und Feingebäcken aus Bio-Mehlen steht man in den Startlöchern. Der Bio-Pannonier, ein typisch rustikales Bioweizen-Mischbrot, wird in Kürze am Markt erhältlich sein. Der Forst- und Naturmanagementbereich bei Esterházy läutet damit den Wechsel vom reinen Rohstoffvertrieb zur Veredelung der eigenen Produkte bis hin zur Direktvermarktung ein.

Zehn Fragen an Stefan Ottrubay.

Was wollten Sie als Kind werden?
Einmal Physiker, wie mein Vater. Dann wollte ich Landschaften umgestalten, Seen bauen, weil in der Gegend, wo wir als Kinder unsere Urlaube verbrachten, Attraktionen gefehlt haben. Sehr weit davon bin ich nicht gelandet.

Was bedeutet Glück für Sie?
Glück ist Befriedigung bei dem, was man tut. Oft ist es auch das Gefühl von Erfolg im Kleinen. Glück ist Harmonie in der Familie, mit Freunden, am Arbeitsplatz und mit sich selbst.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Der Koch“ von Martin Suter, ein blendender Krimi!

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Auch nach einem Rückschlag musst du aufstehen können und dich für einen neuen Anlauf wieder motivieren. Das habe ich von den Engländern und Amerikanern gelernt: Nach einer kurzen Trauerphase steht man wieder auf den Beinen.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Vielleicht mit einem Mönch im Hochland von Tibet oder mit einem Segler auf dem Meer.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Für mich war es immer ein Erfolg, wenn ich einen ­Bereich aufgebaut habe mit neuen, gut abgestützten Arbeitsplätzen. Wir haben heute noch Treffen mit den damaligen Mitarbeitern der Bank in Ungarn. Die meisten haben sich im Leben sehr gut entwickelt.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?
Mit 26 bin ich für drei Wochen allein nach Japan geflogen. Ich hatte etwas Geld und zwei Reisebücher bei mir.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Ich lache jeden Tag. Wenn der Druck groß ist, lache ich am liebsten – das entspannt mich und die Umwelt.

Gibt es etwas, das Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Ein Segeltörn im Atlantik.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
Ein Biber, der beharrlich seine Bauten erweitert.

Zur Person
Dr. Stefan Ottrubay wurde 1954 in der Schweiz geboren. In Fribourg und Zürich studierte er Rechtswissenschaften und schloss seine Studien 1978 mit dem Lizen­ziat der Rechte ab. 1980 promovierte er mit einer Dissertation aus dem internationalen Leasingrecht. 1981 erwarb Ottrubay die Rechtsanwaltszulassung und begann seine berufliche Tätigkeit als Rechtskonsulent. 2001 übernahm er den Vorsitz der Ester­házy-Stiftungen. 2013 wurde er vom Vorstand in den neuen Direktionsrat von Esterházy gewählt. Dieser ist für die Kontroll- und strategischen Steuerungsaufgaben der Unternehmungen zuständig. Ottrubay wird sich damit in Zukunft noch stärker der strategischen Entwicklung und den internationalen Beziehungen der Unternehmensgruppe widmen. Seine Gattin ist Touristikfachfrau und leitete bis zum Umzug der Familie nach Österreich einen Tourismus- und Weinbetrieb bei Budapest. Sie haben gemeinsam drei Kinder.

(BO)