Peter Lenz, Managing Director der Region Alpine von T-Systems im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 10, DEZEMBER 2020
In der Ruhe liegt die Kraft: »Wenn’s hektisch und chaotisch wird, werde ich immer strukturierter und ruhiger.« © Rudolf Felser

Der bewegte IT-Mann: Peter Lenz hat eine bewegte Karriere hingelegt, aber nie die Ruhe verloren. Auch privat bewegt er sich gern – und schnell.

Peter Lenz – heute Managing Director der Region Alpine von T-Systems, die Österreich und die Schweiz umfasst – hat in seinem Leben schon einiges erlebt. Während des Studiums von Maschinenbau und Informatik an der TU Wien, das er Ende der 1980er begonnen hat, absolvierte er Praktika bei Unternehmen wie AVL, VW, General Motors oder McDonnell Douglas, die ihn bis in die USA führten. Den Spaß am Studieren hat er sich trotz der vielen praktischen Erfahrung bewahrt, wohl aus Zeitmangel ist sich der Abschluss an der TU aber am Ende nicht ausgegangen. Dafür kann er zwei Masterstudien der Donau-Uni Krems (Master of Advanced Studies, Master of Science in Wissens- und Informationsmanagement) vorweisen, die er ab 2001 berufsbegleitend absolviert hat. „Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht?“, so Lenz mit dem für ihn typischen verschmitzten Lächeln.
Ins „richtige“ Berufsleben eingestiegen ist er 1998 bei Magna Europa als europäischer Projektleiter für die Vorbereitung auf den vor der Jahrtausendwende gefürchteten „Jahr-2000-Bug“. Dazu kamen andere Projektleiter-Tätigkeiten in Bereichen wie HR oder Wissensmanagement, bevor er 2002 von Magna Powertrain in Lannach mit der Führung „seiner“ ersten IT-Abteilung betraut wurde. Er sammelte dort Erfahrung im Stemmen von herausfordernden IT-Projekten wie etwa der Einführung von SAP – wer das schon einmal mitgemacht hat, kann ein Lied davon singen. Den Anruf im Jahr 2002, in dem der damals rund 30-Jährige gefragt wurde, ob er nicht Lust hätte, diese Position zu übernehmen, zählt Lenz zu den wesentlichen Wendepunkten seiner beruflichen Laufbahn: „Damit hatte ich die erste Linien-Führungsverantwortung mit zum Teil wesentlich älteren und erfahreneren Kollegen.“
Das in ihn gesetzte Vertrauen hat sich bezahlt gemacht. Belegt wird das auch dadurch, dass ihm in Folge zuerst die europäische Gruppen-IT-Verantwortung übertragen wurde und er rund drei ­Jahre später dann für denselben Posten innerhalb des Konzerns in den USA besetzt wurde. Um sich um die digitalen Belange der 30 Produktionswerke und zwei Engineering-Zentren in Kanada und den Vereinigten Staaten zu kümmern, zog Peter Lenz für drei Jahre über den großen Teich und ließ sich in dieser Zeit im kanadischen Toronto sowie in Syracuse im Staat New York nieder. Der ältere seiner beiden Söhne wurde deswegen auch in Kanada geboren.
2008 ging es mit Kind und Kegel wieder zurück in die „Alte Welt“, wo er das CIO Office der OMV AG in Wien und Bukarest leitete sowie mit der Bereichsleitung Tankstellen-Lager & Raffinerie-Systeme betraut wurde. Etwa drei Jahre später wechselte er von einem großen österreichischen Konzern zum nächsten, diesmal zur ÖBB. Peter Lenz nahm dabei eine Doppelrolle als Konzern-CIO sowie als Geschäftsführer der ÖBB IKT GmbH ein. Diese Tätigkeit brachte ihm 2014 den renommierten CIO Award ein.

Virtuoser „Orchestermeister“
Anfang 2017 folgte er schließlich dem Ruf der heimischen T-Systems-Niederlassung am Wiener Rennweg, wo man sich ein imposantes Gebäude mit der Konzernschwester Magenta teilt. Zu Beginn noch als Vice President Delivery, kurz darauf als Vorsitzender der österreichischen Geschäftsführung und schließlich, seit 2020, als Managing Direktor von T-Systems Alpine. Das fällt mit dem zweiten großen Wendepunkt seiner Karriere zusammen: dem „Go“ der Konzernzentrale für den organisatorischen Zusammenschluss der Landesgesellschaften in der Schweiz und in Österreich. „Ein Bottom-up-Ansatz, der viel Zuspruch bekommen hat und inzwischen auch in anderen T-Systems-Regionen umgesetzt wurde“, erzählt Lenz nicht ohne ein bisschen Stolz. Die Verantwortung für die neue Alpine-Region hat seinen Job nicht einfacher gemacht, zählt er doch das „Orchestrieren des Zusammenspiels der österreichischen und Schweizer IT-Kräfte mit einem bunten Kundenmix und dem ‚Freedom in the framework‘ des internationalen Konzerns der Deutschen Telekom“ zu den besonderen Herausforderungen, denen er sich tagtäglich stellt. Aber „Orchestermeister“ Lenz tut das gern und schon fast mit einer gewissen Virtuosität: „Es wird nie fad, nie. Es gibt jeden Tag eine neue Challenge, eine neue Kundenanforderung, ein neues Angebot, ein technisches Problem, eine neue Lösung, ein tolles Führungskräfteteam mit starken Charakteren, einen Konzern in Transformation und eine Branche im Digitalisierungsschub.“
Seinen Führungsstil beschreibt er als ruhig, besonnen, wertschätzend, analytisch, pragmatisch und mit Spaß und Freude an der Sache. „Wenn’s hektisch und chaotisch wird, werde ich immer strukturierter und ruhiger.“ Schon immer ist er an den ihm gestellten Aufgaben gewachsen und hat dazugelernt – sogar, wenn es dabei um die Erkenntnis seiner selbst geht: „Vor Kurzem meinte eine Kollegin zu mir, ich wäre perfektionistisch. Das war mir neu.“ Und da ist es wieder, sein „Trademark-Lächeln“.
An Herausforderungen, an denen man wachsen kann, herrscht gerade heute kein Mangel. „Ich sehe darin immer die Chance und nie die Bedrohung. Das liegt mir im Blut, weil ich mich eigentlich nie fürchte. Gesellschaftlich müssen wir im Moment sehr auf das Homeoffice-Thema aufpassen, weil es zu Vereinsamung und Abnahme der MitarbeiterInnen-Bindung an Unternehmen führt. Gleichzeitig müssen wir auch auf die Corona-Generation, das heißt diejenigen, die diesen Sommer mit ihrer Ausbildung fertig geworden sind, aufpassen. Diese jungen Leute kommen mit viel Elan in ihre Berufslaufbahn und als Erstes haben viele mal einen Aufnahmestopp verhängt … Und grundsätzlich geht die Schere derjenigen, die nicht oder kaum betroffen sind, und jener, die stark betroffen sind, massiv auf“, zeigt Lenz seine analytische, nachdenkliche Seite.

An der richtigen Stelle
Trotzdem – oder gerade deshalb – fühlt sich Peter Lenz dort wohl, wo er ist: „Mir macht die Tätigkeit heute sehr viel Freude und ich denke, dass ich im Moment an der richtigen Stelle bin. Von hier aus kann ich Schweizer und österreichische Unternehmen bei deren Digitalisierungsbestrebungen, die heute wichtiger denn je sind, am besten mit meinem 1.100-köpfigen Team in beiden Ländern unterstützen. Das würde ich gerne auch die nächsten Jahre machen. Das eine oder andere Beratungsthema, auch unentgeltlich, mache ich gerne mit, da ich meine Erfahrung – auf Nachfrage – auch gerne weitergebe.“ Sein Plan ist es, daran beruflich in den nächsten acht bis zehn Jahren nicht großartig zu rütteln. „Dann reicht’s und Jüngere sollen ran.“
Sein Terminkalender ist immer voll – das bringt ein Beruf in dieser Position mit sich. Sich darüber zu beklagen liegt aber nicht in der Natur des T-Systems-Chefs: „Den Begriff Work-Life-Balance habe ich nie verstanden, denn das würde ja heißen, dass ‚Work‘ nicht ‚Life‘ wäre.“ Was ihm außerberuflich Spaß macht, das sind Unternehmungen mit seiner Familie, Sport, Reisen und damit verbunden fremde Kulturen und Kulinarik. Man würde es ihm, trotz seiner athletischen Statur und der überdurchschnittlichen Körpergröße, auf den ersten Blick vielleicht nicht zutrauen, aber Lenz hat darüber hinaus auch einen Hang zur Geschwindigkeit. Der frühere Skydiver „entspannt“ heute gerne bei „ein wenig Motorsport mit dem eigenen Race-Kart oder auf dem Red Bull Ring“. Wie er sich dabei selbst in ein enges Cockpit „faltet“, bleibt aber sein Geheimnis.
Die gegenwärtige Krise zählt natürlich auch für T-Systems zu den größten aktuellen Herausforderungen, denen es sich zu stellen galt und gilt. „Es ist schön, wenn man ein gutes Team hat, mit dem man schnell zu Entscheidungen kommt. Wir wussten alle nicht, ob es gut und richtig war, wie wir reagiert haben, aber es hat sich als goldrichtig erwiesen und wurde innerbetrieblich wie kundenseitig geschätzt. Ich bin stolz, wie wir mit unseren Kunden durch die Krisenmonate gekommen sind“, sagt Peter Lenz in seiner Funktion als „Teamchef“ und fügt abschließend noch etwas hinzu, womit er wahrscheinlich vielen von uns aus der Seele spricht: „Aber langsam nervt’s auch…“ (RNF)


12 FRAGEN AN PETER LENZ


Was wollten Sie als Kind werden?
Ich glaub’, Autokonstrukteur bzw. Rennwagen-Bauer. Formel 1 fand ich immer schon faszinierend und habe auf einem karierten Block ein Autorennspiel entwickelt.

Was bedeutet Glück für Sie?
Freude, Lachen, ausgeschlafen aufstehen, eine interessante Begegnung, der erste Sonnenstrahl am Strand.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„QualityLand 2.0“ von Marc-Uwe Kling, eine ­Science-Fiction-Komödie, die mich sehr amüsiert.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Barack Obama fand ich schon sehr cool als amerikanischen Präsidenten. Aber wenn wir im Land bleiben: Der österreichische Entrepreneur Armin Sageder hat schon ein bemerkenswertes Gespür für Business Opportunities und denkt richtig „groß“.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
„Love it, change it or leave it“ im Sinne von nicht zu lang in einem unguten Zustand verharren.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Niemand Konkreter, aber die Leichtigkeit als 25-Jähriger war schon recht fein.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Es waren immer Erfolge zu ihrer Zeit. Wobei die beiden Söhne schon sehr gut gelungen sind :-)

Was ist das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?
Ich bin früher gern mit dem Fallschirm aus Flugzeugen gesprungen. „Skydiven“ fand ich spannend und lustig.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Meine Kinder bringen mich immer wieder zum Lachen. Und mit unseren Nachbarn beim Heurigen geht’s manchmal auch ganz schön unterhaltsam zu.

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Einmal Heliskiing zu gehen habe ich noch auf „der Liste“. Als wir in Nordamerika gelebt haben, waren wir schon knapp dran, dann wurde meine Frau schwanger. Konditionsmäßig wird’s leider nicht besser, aber vielleicht mal mit meinen Jungs in ein paar Jahren, wenn sie größer sind.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Ich bin neugierig, was der neue Tag bringt, und hab’ eigentlich immer gute Laune beim Aufstehen. Meine Kinder finden das super-mühsam.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und ­warum?
Irgendeines, das Winterschlaf hält. Ich bin ein Frühlings- und Sommermensch und der Gedanke, die kalte Jahreszeit und Finsternis wohlgenährt zu verpennen, während andere die konzernale Jahresend-Rallye und Budgetplanung bestreiten, hat schon was. Ich komm dann wieder raus, wenn die Frühlingssonne strahlt.

ZUR PERSON
Beeindruckende Laufbahn
Peter Lenz bekleidete bereits unterschiedliche Top-Management-IT-Positionen in den Bereichen Automotive, Energie und Mobilität. Er arbeitete in leitenden Funktionen bei Magna Europe, Magna Power­train und der OMV AG. Von 2011 bis 2016 war er bei den Österreichischen Bundesbahnen als Konzern-CIO tätig. Im Januar 2017 begann Lenz seine Karriere bei ­T-Systems Austria, erst als VP Delivery und mit Januar 2018 dann als Vorsitzender der Geschäftsführung der T-Systems Austria. Seit 1. Januar 2020 ist Peter Lenz als Vorsitzender der Geschäftsführung für ­T-Systems Österreich und Schweiz für die Großkundensparte der Deutschen Telekom in der Region Alpine verantwortlich. Er begann ein Studium in Maschinenbau und Informatik an der TU Wien und studierte später Informations- & Wissensmanagement an der Donau-Universität Krems. Lenz ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt mit seiner Familie in Wien.