Wolfgang Anzengruber, CEO VERBUND AG im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 10, DEZEMBER 2016
»Eine nachhaltig tragfähige Brücke zwischen Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft auf der Basis meines Gewissens zu bilden, sehe ich als eine der größten und spannendsten Herausforderungen.« © VERBUND

Mission Energiezukunft.

Die Welt braucht Ideen – und davon nicht zu wenige. Denn sie sorgen für Entwicklung in allen Bereichen des menschlichen Lebens. In der heutigen Gesellschaft ist Bildung ­Instrument und Schlüssel für nachhaltige Entwicklungen. Bildung fordert unseren Geist und erweitert unseren Horizont – im wahrsten Sinne des Wortes. Davon ist auch Wolfgang Anzengruber überzeugt: „Ich hatte nie einen Karriereplan und halte einen solchen auch für ziemlich verzichtbar. Wichtig für eine nachhaltige Karriere ist eine fundierte Ausbildung – egal in welcher Branche, egal in welchem Sektor.“ Diesen Grundsatz im Gepäck machte sich der studierte Betriebswirt und Maschinenbau-Absolvent der TU Wien Anfang der 80er-Jahre auf eine berufliche Reise durch namhafte Unternehmen, die ihn 2009 in die VERBUND AG führte.

Karriere unter Strom
Seit Jänner 2014 ist Wolfgang Anzengruber CEO des führenden Stromunternehmen des Landes und einem der größten Stromerzeuger aus Wasserkraft in Europa. Energie ist allerdings nicht nur die Geschäftsbasis seines Unternehmens, sondern auch sein persönlicher Ansporn für die täglichen Herausforderungen, die seine tragende Position mit sich bringt: „Dinge, für die ich brenne, setze ich mit großer Freude auch in die Tat um. Das Schöne an einer Position wie der meinen ist, dass ich in meinem Job den Gestaltungsspielraum dafür habe und dass ich Dinge bewegen kann, die zu meiner eigenen Einstellung passen. Es ist großartig, an den wichtigsten Themen der Menschheit mitarbeiten zu können – der Reduktion der Treibhaus­emissionen und dem Erreichen der Klimaziele. VERBUND erzeugt Strom zu 95 Prozent aus erneuerbaren Quellen und spart damit rund 24 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr!“

Hands-on-Mentalität in der Chefetage
Ein Zusammenhang zwischen der studierten Materie und dem unternehmerischen Führungsstil ist nicht unbedingt immer linear zu ziehen. Im Fall von Wolfgang Anzengruber allerdings schon. Der technisch versierte Unternehmer agiert auch in Führungsangelegenheiten mit einer dynamischen Umsetzungsstärke: „Ich bin in Sachen Führung stark von meiner technischen Ausbildung geprägt: Klar, direkt, auf den Punkt und „hands-on“. Ich hoffe, dass mich meine Mitarbeiter auch so wahrnehmen bzw. mir auch direkt sagen, wenn es nicht so ist.“
Ein weiteres zentrales Thema seiner Führungsposition ist für Wolfgang Anzengruber auch Authentizität. Hierbei geht es dem CEO vor allem darum, sich selbst zu erkennen, zu akzeptieren und seinen moralischen Werten treu zu bleiben: „Wenn man etwas anderes sein will als man selbst, dann bedeutet das Stress. Unter solchen Bedingungen kann man auch nicht erfolgreich sein.“

Mit voller Kraft in die Zukunft
Ein chinesisches Sprichwort besagt , dass „wenn der Wind der Veränderung weht, die einen Mauern und die anderen Windmühlen bauen”. Wolfgang Anzengruber und die VERBUND AG gehören diesbezüglich ganz klar zu den Windmühlenbauern: „Wir erleben gerade eine Zeit mit radikalen Umbrüchen im europäischen Stromsektor. Auf die Liberalisierung folgte die Energiewende. Nichts ist mehr so, wie es einmal war, und es wird auch nie wieder so, wie es einmal war. Wenn man das einmal erkannt hat, dann stellt man sich diesen Themen, und zwar schnell. Was muss ich tun, damit mein Unternehmen für die Zukunft richtig aufgestellt ist? Womit machen wir künftig unser Geschäft? Welche Mitarbeiter brauche ich dazu? VERBUND ist auf einem guten Weg. Bereits heute kommt unser Strom zum größten Teil aus Wasser, ergänzt um Windkraft. Bald wollen wir ihn zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewinnen. Denn Grünstrom ist der Motor der Energiezukunft.“

Nachhaltige Angebote
Für die VERBUND AG geht die Reise in die Energiezukunft als Stromerzeuger aus erneuerbaren Energien weiter. Parallel dazu betreibt das Unternehmen ein sicheres, stabiles Übertragungsnetz, das die Versorgungssicherheit gewährleistet. Die größten Veränderungen passieren allerdings in enger Zusammenarbeit mit den Kunden: „Privatkunden wollen ihren selbst erzeugten Strom intelligent nutzen, ihre Energieflüsse steuern und damit mehr Komfort daheim genießen. Für Gewerbe- und Industriekunden geht es um das Vermarkten ihrer Erzeugungs- und Verbrauchsflexibilitäten. Wir verstehen uns als kundenorientierter Lösungsanbieter und Partner unserer Kunden in sämtlichen Energiefragen. Gemeinsam mit Partnern wie voestalpine oder OMV arbeiten wir an innovativen Lösungen für die Energiezukunft.
Heute sind die Pumpspeicher die grüne Batterie Europas. Morgen werden Batteriespeicher wie die Tesla Powerwall für Privatanwender oder Wasserstoff aus erneuerbaren Energien für Industrieunternehmen die Energiewelt ergänzen und teilweise revolutionieren. Zudem erwarten uns weitere spannende Entwicklungen: etwa das ‚Internet der Energie‘, das intelligente Produkte, Services und Prozesse in der Industrie vernetzt. Und die beste Nachricht: Unser Produkt, Strom aus erneuerbaren Quellen, ist durch nichts ersetzbar. Im Gegenteil, sauberer Strom wird fossile Energie in den Bereichen Wärme und Mobilität ablösen.“ (BO)

 

Elf Fragen an Wolfgang Anzengruber.

Was wollten Sie als Kind werden?
Elektriker.

Was bedeutet Glück für Sie?
Mit mir selbst im Einklang zu sein und glückliche Menschen um mich zu haben.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Der Überläufer“ von Siegfried Lenz.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Jesus Christus

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Was ist, ist, und wie ich es empfinde, ist mein Beitrag zum Leben.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit niemanden. Ich fühle mich in meiner Haut recht wohl.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Meine Familie

Was ist das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?
So manches. Das bleibt aber mein Geheimnis.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Ich lache fast täglich, manchmal auch über mich selbst.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Meine Arbeit bei VERBUND.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
Ein Nashorn: ein grundsätzlich gutmütiges und gelassenes Lebewesen, aber gefährlich, wenn es angegriffen wird. Und es ist, so wie ich, auch kurzsichtig.n

ZUR PERSON
Zahlreiche Stationen, viel Erfahrung
Nach Schuljahren im oberösterreichischen Garsten absolvierte der 1956 geborene Wolfgang Anzengruber die HTL in Steyr und studierte anschließend an der TU Wien Maschinenbau und Betriebswirtschaft. Seine berufliche Laufbahn begann 1983 in der Simmering-Graz-Pauker-Gruppe. Nach einem kurzen Karrierestop als Geschäftsführer bei Systec Industrieautomation wechselte er 1990 zu ABB, wo er verschiedene Funktionen in unterschiedlichen Bereichen ausübte. 1999 wurde er in den Vorstand der Salzburger Stadtwerke berufen, ab 2000 war er Vertriebsvorstand der Salzburg AG. Mit September 2003 wechselte er als Vorstandsvorsitzender zur Palfinger AG. Im Jänner 2009 erfolgte seine Ernennung zum Vorsitzenden des Vorstandes und CFO der VERBUND AG. Seit Jänner 2014 leitet er das Unternehmen als CEO. Wolfgang Anzengruber ist verheiratet und Vater von drei Töchtern.