Erfolg aus Leidenschaft

NEW BUSINESS Innovations - NR.11, DEZEMBER 2018/JÄNNER 2019
Um den Traum von der eigenen Innovation zu verwirklichen, ist Leidenschaft ein ausschlaggebender Erfolgsfaktor. © Fotolia/Robert Kneschke

Viele innovative Ideen werden aus Passion geboren. Dies zeigen verschiedene ­Beispiele aus Österreich recht gut ...

... Etwa Flightkeys, das innerhalb weniger Jahre zum wichtigen Player in der Welt der Trajectory Management Systems aufstieg.

Im Jahr 2000 machten sich ein paar Software- und zwei Marketingspezialisten daran, von einem Wiener Hinterhofbüro aus die Aviation-Welt zu erobern. Und zwar, indem sie begannen, ein Flugplanungs- und Optimierungsprogramm für die zivile Luftfahrt zu entwickeln. Die grundsätzliche Idee drehte sich darum, Sprit-, Zeit- und Überflugkosten von Fluglinien zu optimieren. Schnell wuchs das Unternehmen von vier auf 60 Mitarbeiter an, bereits 2009 kaufte der amerikanische Sabre-Konzern den Betrieb und gliederte das österreichische Programm in das eigene Produktportfolio ein. Die Gründer stiegen aus und eröffneten im Jahr 2015 mit Flightkeys ein neues Start-up – wieder im Bereich Flugmanagement und Optimierung.
Passion bezeichnet im allgemeinen Sprachgebrauch eine Leidenschaft, Vorliebe oder Liebhaberei. Genau solch eine Leidenschaft treibt nicht selten den Erfolg von Unternehmen an. Im Fall von Flightkeys sorgte sie dafür, dass die Gründer „in fünf Dimensionen“ denken, wie Geschäftsführer Christoph Prinz unlängst erklärte.

Innovationen im GPS-Bereich verschrieben
Das österreichische Innovationsunternehmen Infostars entwickelte indes – ebenfalls von einer thematischen Passion getrieben – ein elektronisches Fahrtenbuch, welches mittels GPS-Tracker exakte Fahrdaten liefert und alle Informationen übersichtlich für das österreichische Steuerrecht aufbereite. Damit sei es absolut finanzamtstauglich, wie das Unternehmen verspricht. Das elektronische Fahrtenbuch funktioniert konform nach LStR 266, ArbVG und der DSGVO – also nach österreichischem Steuer-, Arbeitsrechts- und EU-Datenschutz-Gesetz. Gemeinsam mit dem GPS-Ortungsgerät im Auto ergebe dies das „Finanzamttaugliche Fahrtenbuch“. Von Hand geführte (ungenaue und fehleranfällige, oftmals nicht ganz gesetzeskonforme) Papier-Fahrtenbücher im Fahrzeugpool einer Firma seien damit endgültig passé. Infostars hat sich auf die Entwicklung der verschiedensten GPS-Lösungen, die speziell im Fuhrparkmanagement von Unternehmen zum Einsatz kommen, spezialisiert. Von modernsten Ortungsgeräten für Autos über Diebstahlschutz und Alarmanlagen bis hin zur automatischen Tankauswertung oder dem elektronischen Auslesen von Tachographen – eigenständige, innovative und auf spezielle Bedürfnisse der Kundschaft ausgerichtete Systeme seien ein Markenzeichen der „Döblinger GPS-Schmiede“. „Neues erforschen und Bestehendes verbessern“ ist dementsprechend einer der Grundsätze von Firmengründer und Infostars-Geschäftsführer Robert Tarbuk: „Ich bin mit am Markt vorhandenen Produkten oft nicht zufrieden und suche nach kreativen Weiterentwicklungen.“
In die Infostars-Produkte wie das elektronische Fahrtenbuch für das Finanzamt fließe nicht nur praktisches Know-how aus dem Transportwesen, dem Vermietergewerbe oder dem Controlling ein, sondern auch juristisches Wissen. „Wir bieten überall rechtlich ganz korrekte Lösungen an“, unterstreicht Tarbuk, selbst studierter Jurist. „Damit sind unsere Kunden stets auf der absolut sicheren Seite.“

Feinheiten in den Lösungen integrieren
Anders als Konkurrenzprodukte sei das Infostars-Fahrtenbuch speziell für das österreichische Steuerrecht konzipiert und inkludiere alle Feinheiten und Details, die für eine „wasserdichte“ Buchführung notwendig seien, etwa die Trennung von Privat- und Dienstfahrten. „Unsere Grundidee für das Finanzamts-Fahrtenbuch ist, dass alles so weit wie möglich vollautomatisch abläuft, der Fahrer fast nichts mehr selbst tun muss“, erläutert Tarbuk. Eingabefehler würden so verhindert. Dank GPS-Tracker im Auto werde jede Fahrstrecke exakt aufgezeichnet. Der für Mitarbeiter wichtige Schutz, die Trennung zwischen Dienst- und Privatfahrt, sei zu 100 Prozent garantiert.
Das System sei in jedem Fahrzeug einsetzbar – egal ob PKW, LKW, Kranfahrzeug oder Bagger und ob mit fix eingebauten oder einfach angesteckten GPS-Sendern. Fahr- und Spurdaten würden via Mobilfunknetz an einen sicheren Datenserver übermittelt, dort gespeichert und aufbereitet. Datum der Dienstreise, Start- und Zielpunkte, Fahrtzweck und gefahrene Kilometer würden ebenfalls aufgezeichnet. Die Daten könnten manuell nachbearbeitet und ergänzt werden. Damit sei der Nachweis für Fahrtkostenansprüche des Mitarbeiters ebenso wie der genaue Nachweis für das Finanzamt gewährleistet.
Für den Wechsel zwischen Privat- oder Dienstfahrt gebe es verschiedene Möglichkeiten. Einerseits könne ein einfacher Kippschalter im Fahrzeug betätigt werden, andererseits können auch über eine App am Smartphone oder über die Software direkt Daten eingetragen werden. Die als Privatfahrten geltenden Strecken Wohnort–Firmensitz erkenne das System dann automatisch, ebenso, welcher Mitarbeiter welches Fahrzeug nutzt – wichtig gerade bei Pool-Autos. „Unser Datenschutz gilt dabei eindeutig dem Fahrer, nicht dem Fahrzeug oder Fahrzeughalter“, verweist Tarbuk. Es gelte dabei das Grundprinzip: Privatfahrten seien schutzwürdig. Das heißt, auf diese Daten habe nur der Betreffende selbst Zugriff. „Die Daten werden allerdings aus legalen Gründen aufgezeichnet, da das Finanzamt ein geschlossenes Fahrtenbuch verlangt“, erklärt Tarbuk. Das Infostars-Fahrtenbuch sei so konzipiert, dass im System alle steuer- und arbeitsrechtlichen Aspekte berücksichtigt sind. „Wir bieten Kunden an, dass wir das System inklusive Datenspeicherung auf unseren sicheren Servern betreiben. Damit ist der 100-prozentige Schutz garantiert.“ Natürlich könne das System nach entsprechenden Anpassungen auch vom Unternehmen selbst betrieben werden.

Passion Technologie
Gerade neue Herausforderungen brauchen auch neue Technologien. Und diese entwickeln sich dann nicht selten zur Passion. So hat beispielsweise die von SENS verwendete Funktechnologie „LoRaWAN“ zur Übertragung kleiner Datenmengen eine Reichweite von bis zu 20 Kilometer, durchdringt sogar Kellerwände und die angebundenen Sensoren können bis zu zehn Jahre Laufzeit im Batteriebetrieb erreichen. In Kooperation mit G. Bernhardt’s Söhne GmbH läuft momentan ein Probebetrieb mit mehr als 100 über LoRaWAN vernetzten Wasserzählern im ecoplus Park Wiener Neudorf.
Wasserzähler seien mittlerweile zu smarten Produkten avanciert. Der Wasserverbrauch werde dabei nicht mehr nur einmal pro Jahr abgelesen, sondern könne mittels LoRaWAN-Funktechnologie Verbräuche und andere Vorkommnisse, etwa ein leckes Rohr, je nach Bedarf mehrmals pro Tag kommunizieren. „Jeder einzelne Wasserzähler meldet sich in ein Netzwerk ein, womit man relativ genau eingrenzen kann, wo sich ein Leck mit Wasserverlust befindet“, erklärte Peter Mittner, seines Zeichens Geschäftsführer von G. Bernhardt’s Söhne GmbH, kürzlich im Rahmen der Informationsveranstaltung „Digitalisierung zum Anfassen“ im ecoplus Wirtschaftspark Wiener Neudorf. „In der EU haben Trinkwasserleitungen einen Verlust von 20 Prozent, den man so effizient minimieren könnte.“ Der Fachmann ist der Meinung, dass jeder Nutzer seinen Verbrauch anhand der persönlichen Gewohnheiten programmieren können sollte.
Im Probebetrieb würden die Verbrauchsdaten vom Wasserzähler über das LoRaWAN an die SENS-Data-Plattform, welche in Österreich betrieben werde, gesendet und könnten über eine API-Schnittstelle direkt auf die Kunden-­Applikationen übertragen werden. Netzbetreibern und Wasserwerken sei es so möglich, Abrechnungen transparenter und günstiger durchzuführen, ihre Ressourcenplanung zu optimieren, Zusatzdienstleistungen anzubieten und vor allem durch Früherkennung von Unregelmäßigkeiten hohe Wasserschäden und -verluste zu vermeiden. Durch die aktuelle Verbrauchsinformation würden Konsumenten sensibilisiert und hätten somit ihren Konsum „selbst in der Hand“.

Aufbruch in die digitale Welt
„Smarte Wasserzähler sind beispielhaft für eine traditionelle Branche, die durch die Möglichkeiten der Digitalisierung über LoRaWAN neue Wertschöpfung generiert und gleichzeitig einen schonenderen Umgang mit unseren Ressourcen ermöglicht“, ergänzt Andreas Novi, Geschäftsführer der Sensor Network Services GmbH. „Auch in der Landwirtschaft, wo Wasser ein essenzielles Gut darstellt, können IoT-Lösungen über LoRaWAN einen positiven Beitrag leisten.“
Das Joint Venture Sensor Network Services (SENS), gegründet von den drei österreichischen Unternehmen Kapsch BusinessCom, Microtronics und ORScomm, glaube an die Zukunft der IoT. Neben Anwendungen im Bereich Smart Energy, Smart City und in traditionellen Bereichen wie der Landwirtschaft könne die LoRaWAN-Technologie auch für das Tracking von Waren und Flotten, Tieren oder Personen eingesetzt werden – ebenso für die Beobachtung von Tank-, Container- oder Flaschenfüllständen. Eine Kooperation mit SENS biete zum Beispiel kommunalen Betreibern die Möglichkeit, ihre öffentliche Infrastruktur besser im Blick zu haben. „Den Einsatzmöglichkeiten von SENS sind kaum Grenzen gesetzt“, betont Novi. „Unsere Lösungen und Services ermöglichen eine rasche Digitalisierung von Produkten und Prozessen und stärken damit die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen.“ Der Netzausbau sei bereits in vollem Gange: Das LoRaWAN von SENS soll bis Ende 2018 in allen Landeshauptstädten Österreichs verfügbar sein. In Wien, Graz, Linz und Bregenz sei es bereits heute so weit, in den restlichen Städten werde gerade intensiv am Aufbau der Infrastruktur gearbeitet.

Vom Nischenplayer zum Marktführer
Ein weiteres heimisches, aus Passion geborenes Unternehmen ist Fabasoft. Der Anbieter von Cloud-Lösungen wurde von Gartner vor Kurzem im Quadranten „Niche Player“ des „Magic Quadrant for Content Services Platforms“ positioniert. „Wir sehen die Positionierung in Gartner’s ‚Niche‘-Quadranten für Content Services Platforms als Bestätigung, dass sich Fabasoft mit der Fabasoft Cloud als Digitalisierungsplattform etabliert hat“, erklärt Andreas Dangl, Geschäftsführer der Fabasoft Austria GmbH. „Eine großartige Bestätigung für unser Angebot an Kundenlösungen, die aus unserer Sicht mit raschem ROI und hohem Innovationspotenzial überzeugen! Firmen sind immer stärker daran interessiert, mehrere Anwendungsfälle mit einer Cloud-Lösung abzudecken und diese auch selbst zu modellieren. Genau das – und mehr – bietet unsere Fabasoft Cloud.“
Fabasoft zähle laut dem Geschäftsführer zu den führenden Softwareproduktunternehmen und Cloud-Dienstleistern für digitale Dokumentenlenkung sowie elektronisches Dokumenten-, Prozess- und Aktenmanagement in Europa. Bereits seit drei Jahrzehnten würden Fabasoft-Kunden von Innovation und Erfahrung in grenzenloser digitaler Dokumentenlenkung profitieren. In der Fabasoft Cloud könnten Unternehmen ihre Geschäftsprozesse gestalten, Geschäftsdaten mit externen Partnern austauschen und ihre digitale Organisation sicher und agil erweitern. (TM)

www.flightkeys.com
www.gps-infostars.com
www.sens.at
www.fabasoft.com