Kunststoff kann nachhaltig

NEW BUSINESS Innovations - NR. 06, JUNI 2022
V. l.: Philipp Staudinger (Peak Technology), Martin ­Egginger (Hueck Folien), Markus Ebster (agru Kunststofftechnik), Werner Müller (Ensinger Sintimid), Markus Landl (RICO Group GmbH), Erika Lottmann (WKOÖ/Lottmann Fensterbänke), Bernd Prettenthaler (alphacam austria GmbH), Lukas Hamar (agru Kunststofftechnik), Werner Wurm (ENGEL Austria), Timna Reisenberger (Kunststoff-Cluster) © Wolfgang Simlinger/cityfoto

Eine moderne, nachhaltige Welt wird es ohne Kunststoffe nicht geben – so lautete der Grundtenor bei der Veranstaltung „Schule trifft Wirtschaft“. Für Lehrkräfte und Lehrlingsausbilder ...

... bot der Event Einblick in die Branche.

Die Kunststoffbranche bietet viele spannende Aufgabenfelder und Karrierechancen. Die jährlich stattfindende Veranstaltung „Schule trifft Wirtschaft“ will hier Lehrkräften, Lehrlingsausbildern und Interessierten einen umfassenden Einblick in die gesamte Branche – vom Maschinenbau bis hin zum 3D-Druck – bieten.

„Mit Betriebsbesichtigungen und Fachvorträgen wird veranschaulicht, wie vielfältig Kunststoff unsere moderne Welt mitgestaltet. Auch die diesjährige Veranstaltung in Bad Hall hat die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und Zukunftschancen in der Kunststoffbranche aufgezeigt“, betont Timna Reisenberger, Projektmanagerin im Kunststoff-Cluster. Allerdings sei das Image immer noch ein Thema, obwohl auch mit Fakten belegt werden könne, dass Nachhaltigkeit und Kunststoffe trotz gegenläufiger öffentlicher Meinung – Stichwort Plastik-Bashing – durchaus kompatibel seien. 

Gastgeber der heurigen Veranstaltung Anfang Mai war die Firma agru Kunststofftechnik in Bad Hall. Wie jedes Jahr unterstützt die WKOÖ-Fachvertretung Kunststoffver­arbeiter den Event. Innungsmeisterin Erika Lottmann konnte einen spannenden Einblick in die aktuellen Lehrlingszahlen in OÖ präsentieren. Die Entwicklung ist aus Sicht der Branche erfreulich:

„Die Lehrlingszahlen steigen wieder, Meisterprüfungen zeigen, wie Karriere mit Lehre gelingen kann, und die Duale Akademie ermöglichst AHS-Absolvent:innen den Quereinstieg in die Kunststoffbranche“, betonte Lottmann. Nach einem Rückgang im Jahr 2020 konnte im Jahr 2021 wieder an die guten Zahlen früherer Jahre angeknüpft werden, im Gewerbe gab es sogar doppelt so viele neue Kunststofflehrlinge wie 2020. Insgesamt beginnen in den Betrieben in Oberösterreich jedes Jahr fast 100 Jugendliche eine Lehre als Kunststofftechniker oder Kunststoffformgeber.

Vor gut einem Jahr haben zwölf neue Meister in der Kunststoffverarbeitung die Fachprüfung bestanden. Der Meistertitel ist mittlerweile ein „echter“ eintragungsfähiger Titel für Führerschein, Reisepass oder Personalausweis. Die Duale Akademie Kunststofftechnik (Traineeprogramm für AHS-Maturanten) wird zukünftig österreichweit angeboten und steht allen technisch interessierten Jugendlichen in ganz Österreich offen.

Für nachhaltige und moderne Verwendung
Im Rahmen der Vorträge wurden konkrete Beispiele für Anwendungsmöglichkeiten von Kunststoffen aufgezeigt. Die Unternehmenssparte Business Unit XXL Piping Systems des Gastgebers agru Kunststofftechnik beschäftigt sich etwa mit der Entwicklung und Umsetzung von Rohrleitungssystemen mit sehr großen Durchmessern, die bei Ansaug- und Rückführungsleitungen für Kraftwerke, Meerwasser-Entsalzungsanlagen oder Wärmepumpen in Seen zur Anwendung kommen.

Hier spielen Kunststoffrohre im Schnittbereich Nachhaltigkeit und Wasser eine wichtige Rolle für eine moderne nachhaltige Welt, wie etwa Wärmepumpen in Seen. Besonderes Highlight: In den USA werden Rohre bis zu einer Länge von 610 m Länge direkt ins Meer extrudiert und anschließend mit Schiffen verschleppt. 

Markus Landl, Leiter International Business Development der Rico Group GmbH, präsentierte das „Sippa-Pad“ – das Produktbeispiel für Flüssigsilikone in der Kunststoff-Lehrmittelbox. Die Silikonmembran ermöglicht das Trinken aus einem Becher ohne Neigen des Kopfes, was insbesondere im Pflegebereich und bei Personen mit Schluckschwierigkeiten eine enorme Hilfestellung bietet. 

Martin Egginger, Leitung Forschung & Entwicklung der Hueck Folien GmbH zeigte die große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten von hochwertigen Kunststoffbeschichtungen. Hueck Folien ist Spezialist im Security-, Labeling- und Design­bereich. Insbesondere die sehr dünnen Schichten (30 nm Alu) bei Hochsicherheitsmerkmalen für Banknoten und deren hohe Anforderungen an die Beständigkeit sind ein besonderes Beispiel, das jeder in der Tasche mit sich trägt.

Kunststoffbox mit vielen Beispielen
Um den Lehrkräften neben dem Besuch der jährlichen Veranstaltung „Schule trifft Wirtschaft“ ein weiteres Werkzeug für den Unterricht in die Hand zu geben, wurde im vergangenen Jahr die Kunststoffbox in enger Kooperation mit der EduGoup GmbH und weiteren Unternehmen aus der Branche überarbeitet und steht Schulen kostenfrei auf Bestellung zur Verfügung. Zusätzlich kann sämtliches didaktisches Begleitmaterial zu den in Summe 14 Produktbeispielen kostenfrei auf www.schule.at/lernwelt/plastik eingesehen und heruntergeladen werden. (BS)