Der Kreis schließt sich

NEW BUSINESS Innovations - NR. 05, JUNI 2019
Plastikmüll in den Weltmeeren ist ein globales Problem und stellt vor allem eine Bedrohung für viele asiatische ­Länder dar. © SYSTEMIQ

Borealis-CEO Alfred Stern zeichnete beim Business Breakfast der American ­Chamber of Commerce in Austria im Hilton Vienna Plaza seine Vision einer ­Zukunft ohne Kunststoffabfall.

Abseits aufgeregter Diskussionen um Strohhalme und Plastiksackerln gab Borealis-CEO Alfred Stern beim Business Breakfast der U.S.-Handelskammer am 24. Mai im Hilton Vienna Plaza Einblicke in die Bedeutung von Kunststoff als Werkstoff der Zukunft, der echte Kreislaufwirtschaft ermöglicht. „Die globale Bevölkerungs- und Wohlstandsentwicklung führt zu einem steigenden Konsum und wird damit die Nachfrage nach Produkten aus Kunststoff weiter antreiben. Heute lebt nur noch eine Milliarde Menschen von weniger als zwei U.S.-Dollar pro Tag. Alleine in Österreich ist die Zahl der Autos in den letzten 15 Jahren um eine Million auf vier Millionen angestiegen“, führt Stern ein.

Kunststoff ermöglicht unser­ modernes Leben und hilft, ­richtig eingesetzt, Ressourcen zu schonen
Autos werden durch den verstärkten Einsatz von Kunststoff leichter, wodurch der Treibstoffverbrauch sinkt. Sicherheitseinrichtungen wie Airbags oder Sitzgurte wären ohne Kunststoff nicht herstellbar. In den letzten Jahren haben zwei Milliarden Menschen durch Plastikrohre Zugang zu sauberem Trinkwasser bekommen. Erneuerbare Energien wie Solar- oder Windkraftwerke sind ebenfalls auf den Werkstoff angewiesen, um beispielsweise Leitungen auf größere Distanzen zu isolieren und damit den Energieverlust zu minimieren. Auch das moderne Gesundheitswesen ist an Plastik gebunden: Die weltweite Durchimpfungsrate von 80 Prozent der Kinder gegen fundamentale Kinderkrankheiten ist beispielsweise nur durch Einwegspritzen möglich. 30 bis 40 Prozent der Nahrungsmittel in Europa werden ungegessen weggeworfen: Kleinere Haushaltsgrößen verlangen nach anderen Abfüllmengen und entsprechenden Verpackungen, die ebenfalls aus Kunststoff hergestellt werden.

Kreislaufwirtschaft statt Verbotspolitik
In den EU-Staaten werden 8,4 Prozent der Plastikabfälle recycelt (+79 % seit 2006), 7,4 Prozent landen auf Deponien (–43 % seit 2006) und 11,3 Prozent werden zur Energiegewinnung verbrannt (+61 % seit 2006). Die höchsten CO2-Emissionen weltweit stammen aus den Vereinigten Staaten und China. 60 Prozent der weltweiten Plastikabfälle, die in den Ozeanen landen, stammen aus Ostasien und weitere elf Prozent aus Südasien. Nordamerika und Europa verursachen nur rund zwei Prozent des globalen Plastikmülls in den Ozeanen. Ein aktuelles Problem stellen jedoch die Müllexporte in Entwicklungsländer dar, die den Müllberg verschieben, aber nicht verkleinern: Deutschland exportiert beispielsweise jährlich 3,5 Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr.

Strohhalme sind nicht das Grosse ­Problem
Wenn alle Strohhalme an den Küstenregionen im Meer landen würden, würde das nur 0,03 Prozent des Plastikmülls in den Weltmeeren ausmachen. Zur Diskussion um Plastiksackerln erinnert Stern an die Wiederverwendbarkeit: Ein Plastiksackerl kann bis zu 80 Mal wiederverwendet werden, während Papiersackerln in der Produktion deutlich mehr Wasser und Energie benötigen. Wiederverwertung ist die Zukunft, um dem steigenden Bedarf zu begegnen.
„Die Zukunft des Kunststoffs liegt in der Wiederverwertung und Kreislaufwirtschaft“, betont Stern. Borealis entwickelt gemeinsam mit seinen Kunden Lösungen und Technologien, die bereits in der Herstellung auf Recycling und Wiederverwertung ausgelegt sind. „Die Industrie muss neue Technologien und Monetarisierungsmodelle in der Kreislaufwirtschaft entwickeln, um den Prozess voranzutreiben“, ist Stern überzeugt. Derzeit können aus 100 Kilogramm Plastikmüll etwa 60 Prozent für neue Produkte verwendet werden. Eine Steigerung dieser Quote ist durch Optimierungen in der Mülltrennung und -entsorgung sowie neue Technologien machbar.

Vorzeigemodell in Indonesien
Das von Borealis gemeinsam mit Systemiq initiierte Projekt „STOP Ocean Plastics“ setzt in Indonesien an. 90 Prozent des Mülls werden dort heute in der Natur entsorgt oder verbrannt, wodurch es zu einer starken Umweltverschmutzung kommt, die sich negativ auf den Tourismus auswirkt. Durch neue Infrastrukturprojekte zur Etablierung einer Kreislaufwirtschaft werden neue Arbeitsplätze und bessere Lebensbedingungen geschaffen.

Partnerschaftt lässt ozeanischen Müllberg schrumpfen
Um ihren Beitrag zur Beseitigung von Plastikmüll zu leisten, unterstützt die Unternehmensgruppe Schwarz (UGS – Lidl, Kaufland, PreZero) jetzt das Projekt STOP (Stop Ocean Plastic) als technischer Partner. STOP ist eine führende Initiative zur Vermeidung von Plastikmüll in Ozeanen und arbeitet insbesondere mit Kommunen in Indonesien zusammen, um dort effiziente Müllentsorgungssysteme zu entwickeln. Die UGS ist der erste Lebensmittelhändler, der diese 2017 in Indonesien gegründete Initiative unterstützt. Zwischenzeitlich sind dem Projekt sowohl große Unternehmen entlang der gesamten Plastik-Wertschöpfungskette als auch das norwegische Außenministerium sowie zahlreiche indonesische Behörden beigetreten.
STOP unterstützt Städte und Gemeinden mit technischer Expertise und Wissenstransfer zum Aufbau eines Abfallwirtschaftssystems. Das erste Projekt wurde im April 2018 in Muncar, einer Küstenstadt auf der indonesischen Insel Java, ins Leben gerufen. Zwei weitere Städtepartnerschaften sollen im Laufe dieses Jahres gegründet werden.
Die Partnerschaft der Unternehmensgruppe Schwarz mit dem Projekt STOP ist Teil der gruppenweiten Strategie REset Plastic, die im Jahr 2018 gestartet ist. „Mit unserer Plastikstrategie etablieren wir ein neues Denken für ein sauberes Morgen“, sagt Thomas Kyriakis, Vorstand Schwarz Zentrale Dienste. Mit den Bereichen Vermeidung, Design, Recycling, Beseitigung sowie Innovation und Aufklärung umfasst sie fünf Handlungsfelder. Alfred Stern ergänzt: „Wir freuen uns sehr, die Schwarz-Gruppe als ersten Lebensmitteleinzelhändler innerhalb der Wertschöpfungskette begrüßen zu dürfen, und freuen uns schon jetzt auf weitere Partner, um das Projekt STOP noch weiter wachsen zu lassen.“ (BO)

INFO-BOX
Über Borealis
Borealis ist ein führender Anbieter innovativer Lösungen in den Bereichen Polyolefine, Basischemikalien und Pflanzennährstoffe. Borealis hat seine Konzernzentrale in Wien, beschäftigt derzeit mehr als 6.800 Mitarbeiter und ist weltweit in über 120 Ländern aktiv. Im Jahr 2018 erwirtschaftete Borealis Umsatzerlöse von 8,3 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 906 Millionen Euro. Borealis steht zu 64 Prozent im Eigentum von Mubadala, über deren Beteiligungsgesellschaft, sowie zu 36 Prozent der OMV, einem integrierten, internationalen Öl- und Erdgasunternehmen mit Sitz in Österreich. Gemeinsam mit Borouge, einem Joint Venture mit der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC), und Baystar, einem Joint Venture mit Total und NOVA Chemicals in Texas (USA), liefert Borealis Produkte und Dienstleistungen für Kunden auf der ganzen Welt.
www.borealisgroup.com

INFO-BOX
Borealis EverMinds™
Mit EverMinds™ führte Borealis kürzlich eine neue Kommunikationsplattform zur Abstimmung aller Aktivitäten rund um die Kreislaufwirtschaft von Borealis ein. Kunden und Partner ­entlang der Wertschöpfungskette verfügen damit über eine dynamische Plattform – die erste ihrer Art in der Branche – für Innovation und Wissensaustausch im Bereich der Kreislauf­wirtschaft. EverMinds soll weltweit innerhalb der Borealis-Gruppe implementiert werden. Zu Beginn wird der Fokus jedoch auf dem europäischen Markt liegen. Die Plattform lädt Partner von Borealis dazu ein, sich zusammenzutun, um den tatsächlichen Charakter von Polyolefinanwendungen und -produkten neu zu bewerten und zu definieren.
www.borealiseverminds.com