Überschaubare Königsklasse

NEW BUSINESS Guides - IT- & DIGITALISIERUNGS-GUIDE 2019
Untersuchte Marktsegmente im „ISG Provider Lens Germany 2019 – Internet of Things (I4.0) Platforms, ­Services & Solutions“ © ISG

Es sind weiterhin nur wenige Plattformen für das Internet of Things, die sich den wachsenden Markt untereinander aufteilen.

Einer Studie von ISG zufolge ist die Anzahl der Anbieter von IoT-Plattformen ­alles andere als gewachsen. Am Marktpotenzial kann es nicht liegen: Allein das Geschäft mit dem IoT-Segment Edge-Computing soll um 30 Prozent wachsen. 

Der Markt für IoT-Plattformen (Internet-of-Things-Plattformen) konsolidiert sich schneller als vorhergesagt. In Deutschland beispielsweise ist die Zahl der Anbieter auch im vergangenen Jahr nicht weiter angestiegen, wie der Anbietervergleich „ISG Provider Lens Germany 2019 – Internet of Things (I4.0) Platforms, Servi­ces  &  Solutions“ herausgefunden hat. Statt­des­sen verzeichnet die vom Marktforschungs- und Be­ra­tungshaus ISG Information Services Group jährlich durchgeführte Studie einige wenige IoT-Plattformen, um die herum vielfältige Ökosys­teme aus Spezialanbietern entstanden sind.
Eines der am stärksten wachsenden IoT-Marktsegmente ist das Geschäft mit Edge-Computing. Bei Edge-Computing geht es darum, dass Rechen­power (in überschaubarem Ausmaß) wieder vom zentralen Rechenzentrum bzw. der Cloud an den Rand des Netzwerks verlagert wird, beispielsweise zu den Punkten, an denen Sensordaten aus dem IoT gesammelt werden. Denn ganz ohne eigene Rechenleistung sind die teilweise riesigen zu sammelnden Datenmengen an den Endpunkten nicht zu bewältigen. ISG geht davon aus, dass dieser Markt mit einem Jahreswachstum von durchschnittlich mehr als 30 Prozent kurz- und mittelfristig regelrecht explodieren wird. Insgesamt untersuchte ISG in der IoT-Studie über 70 Anbieter in neun Teilmärkten.
„Edge-Computing wird sich auch deshalb sehr schnell verbreiten, weil ohne diese Technologie die Digitalisierung kritischer Infrastrukturen kaum möglich ist“, führt Henning Dransfeld, Principal Advisor der ISG Information Services Group und Lead Advisor der Studie, aus. „Die Anforderungen an Rechenzentren verändern sich im Zuge der Digitalisierung dramatisch. Vor allem reichen die Antwortzeiten zwischen den Endge­räten und der zentralen IT oft nicht mehr aus. Vielmehr benötigt IoT sehr kurze Latenzzeiten für die Datenverarbeitung. Dies beschleunigt den Bedarf an Edge-Computing-Lösungen immer weiter.“

Rechenzentren: klein und sicher
Zahlreiche Produktanbieter haben laut ISG-Studie ihr Portfolio deshalb um vollständige, schlüsselfertige Micro-Rechenzentren erweitert oder stehen kurz vor der Einführung. „Eine Herausforderung besteht darin, auch beim Edge-Computing für eine hochsichere Umgebung zu sorgen, die einem großen Rechenzentrum entspricht“, ergänzt ISG-Analyst Dransfeld. „Dies lösen die Anbieter in der Regel dadurch, dass sie Partnerschaften mit anderen Unternehmen eingehen, die sich zum Beispiel auf Stromversorgung, Zutrittskontrolle oder Klimatisierung spezialisiert haben.“
Dransfeld weist darauf hin, dass der kommende 5G-Mobilfunkstandard eine wesentlich höhere Performance für das IoT bringe. Zudem würden durch die Rechnervirtualisierung auch klassische Rechenzentren immer effizienter, und generell steige durch die zunehmende globale Vernetzung die Leistungsfähigkeit der Datenverarbeitung. „Doch angesichts der explosionsartigen Vermehrung datenverarbeitender Geräte und Sensoren ist eine Datenhaltung vor Ort in Form von Edge-Computing ein Muss. Nur so lässt sich die zunehmend kritische Last auf zentralen Infrastrukturen und Datenströmen abfedern.“
Im „Leader“-Quadranten des Marktsegments „Edge Computing Services“ weist der ISG-Anbietervergleich fünf Anbieter aus: Atos, CANCOM, DXC Technology, Fujitsu und FORCAM.
Neben den Anbietern für „Edge Computing ­Services“ und „Edge Computing Solutions“ hat die ISG-Studie sieben weitere Teilmärkte analysiert: „IoT Platforms“, „Industrial IoT Platforms“, „IoT Starter Kits“ sowie die Consulting- und Integra­tion-Anbieter bei „Connected Car Services“, „Building Automation“, „Logistics“ und „Retail“.

IoT-Plattformen
Die Konsolidierung im Markt der IoT-Plattformen ist heute bereits sehr weit fortgeschritten. Die führenden Plattformen verfügen der ISG-Studie zufolge vor allem über eine robuste Technologiebasis. Darüber hinaus machen sie es Partnern leicht, neue Applikationen und Services einzubinden. Diese Partner wiederum konzentrieren sich vor allem auf die Diversifizierung und Skalierbarkeit ihrer Angebote.

Industrielle IoT-Plattformen
Bei den IoT-Plattformen speziell für die Fertigungsindustrie liegt der Schwerpunkt auf der Automatisierung von Prozessen. Zu diesem Zweck haben Fertigungsbetriebe vor allem Datenquellen miteinander verbunden, wie zum Beispiel SAP- und MES-Systeme. Die Anzahl der am Markt verfügbaren industriellen IoT-Plattformen, so die ISG-Studie, hat zuletzt weiter zugenommen. IoT-Lösungen kommen demnach vor allem bei der Optimierung der Lieferketten sowie dem Tracking von Produktionsgütern zum Einsatz.

IoT-Starter-Kits
Der Geschäftskundenmarkt für schlüsselfertige IoT-Starter-Lösungen wird weiterhin von einigen wenigen Anbietern geprägt. Zwar gibt es eine fast unüberschaubare Zahl von IoT-Starter-Kits für technische Programmierer. Diese eignen sich jedoch nach Einschätzung von ISG kaum für Geschäftskunden, die ganze IoT-Szenarien implementieren wollen. Die führenden Anbieter müssen nach den ISG-Kriterien Lösungen bieten, die sich ohne größeren Integrationsaufwand einsetzen lassen und zum Festpreis erhältlich sind.

Connected Car Services (Consulting & Integration)
Im Markt für Connected-Car-Szenarien deutet sich der ISG-Studie zufolge ein fundamentaler Wandel an. Ging es bisher vor allem um einzelne Lösungen, wie zum Beispiel die Wartung von Autos, Infotainment-Systeme oder automatisiertes Parken, wird 2019 im Zeichen der Integration dieser Szenarien stehen. Anbieter, die solche integrierten Lösungen anbieten können, werden laut ISG am Markt die Nase vorn haben.

Gebäudeautomatisierung (Consulting & ­Integration)
Der Markt für kommerzielle Gebäudeautomatisierung hat sich zum Schlachtfeld für zahlreiche Anbieter entwickelt, die aus unterschiedlichen Branchen kommen. IoT-Lösungen auf diesem Markt bieten der ISG-Studie zufolge nicht mehr nur einzelne Funktionen wie Heizungs-, Ventilations- und Klimaanlagen an. Vielmehr erwarten Gebäudemanager heute integrierte Angebote, die zum Beispiel auch die Beleuchtungssteuerung, Schließanlagen, Garagen oder den Aufzugsbetrieb umfassen. Deshalb treten IoT-Anbieter zunehmend als Integratoren auf und arbeiten mit entsprechenden Spezialistenfirmen zusammen.

Logistik (Consulting & Integration)
In der Logistikbranche hat ISG einen Wandel von der Güternachverfolgung hin zur Fahrzeugautomation festgestellt. IoT-Lösungen für die Logistik gehen heute über das bloße Nachverfolgen, Überwachen und Kontrollieren hinaus und umfassen zum Teil das komplette Flottenmanagement für Schiffe, LKW und Züge. Bisherige Zukunfts­szenarien wie komplett automatisierte Fahrzeuge stehen nun vor dem Piloteinsatz in realen Umgebungen. Führende Anbieter integrieren zudem die Blockchain-Technologie für die Verfolgung und Rückverfolgung („track & trace“) von Waren.

Handel (Consulting & Integration)
Vor dem Hintergrund hauchdünner Gewinnmargen steht der Handel auch weiter vor der Aufgabe, sowohl die Kundenbindung als auch das Kundenerlebnis zu verbessern. IoT-Lösungen bieten hier zum Beispiel „smarte Regale“ mit Verbindung zu den Lieferketten, „Beacon“-Technologie für die Kundennavigation in Geschäften oder Roboter. So testen zum Beispiel erste Einzelhändler Roboter für das Wiederauffüllen von Warenregalen. Die führenden Anbieter auf dem deutschen Markt stellen diese Funktionen bereits zur Verfügung. (RF)