Sesam, öffne dich!

NEW BUSINESS Guides - FACILITY-MANAGEMENT-GUIDE 2019
Gilbert Hödl, Co-Gründer und CEO von Tapkey, sprüht förmlich vor Energie. Der passionierte Sportler ist „im echten Leben“ – nicht wie auf diesem Foto – alles andere als farblos. © RNF

Sie halten Zutrittsmanagement und Schlüsselverwaltung für ein lästiges Übel? Sie mögen recht haben. Aber das muss nicht so bleiben ...

... Wenn der Schlüssel auf das ­Smartphone des Kunden wandert, eröffnet das für alle Beteiligten neue Möglichkeiten.

Digitalisierung macht auch vor dem Schlüssel nicht halt. Und das ist gut so, denn es bringt Vorteile. Property-Manager bieten ihren Kunden zum Beispiel bereits heute Apps an, um mit ihnen zu kommunizieren und zusätzliche Services anzubieten. Warum nicht auch damit Türen öffnen? Der Vorteil: Setzt der Kunde die App ein, um Zutritt zu bekommen, heißt das zugleich, dass er sie mehrmals am Tag verwendet. Damit wird die App zu einem regelmäßig genutzten Service, der noch besser als Kommunikationskanal geeignet ist – auch für andere Unternehmen. Vielleicht haben ja Shops in der Umgebung Interesse daran, den Mitarbeitern in einem Bürogebäude besondere Angebote zukommen zu lassen?
Gilbert Hödl ist der CEO von Tapkey, einem jungen österreichischen Unternehmen das eine Lösung für Smartphone-basierenden Zutritt anbietet. Tapkey hat eine Software entwickelt, die es App-Entwicklern, Serviceanbietern und Schlossherstellern erlaubt, mobilen Zutritt in ihre Produkte und Dienstleistungen zu integrieren. Kunden können aus einer großen Produktpalette kompatibler Schließ­produkte der Hardwarepartner wählen – vom Wandleser für Eingangstüren über digitale Schließzylinder, Möbelschlösser und Vorhängeschlössern bis hin zu Carsharing-Boxen. Wir haben mit Gilbert Hödl über die Vorteile von und Möglichkeiten durch digitale Zutrittslösungen gesprochen.

Sie sprechen davon, dass Unternehmen, die zum Beispiel Offices, Wohnungen oder Unterkünfte anbieten, eigene Apps als Kanal zum Kunden aufsetzen können. Werden die Apps angenommen, kann man das monetarisieren. Aber wie ist das kunden­seitig? Irgendwann haben wir Apps von allen. Dann relativiert sich der Nutzen wieder. Setzt dann das große Fressen ein, laufen wir auf einen App-Krieg zu?
Dieser Herausforderung sind wir uns bewusst. Daher gehen wir einen anderen Weg und bieten die Möglichkeit, unsere Zutrittsfunktionen in solche Apps zu integrieren. Zugang wird somit ein Zusatzfeature, und Kunden benötigen keine weitere App. Nehmen wir das Beispiel einer Hausverwaltung. Diese kann dank der Integration die bestehende Management-Software verwenden, um Handwerkern einen digitalen Schlüssel für einen zeitlich beschränkten Zeitraum auszustellen.

Was haben umgekehrt Ihre Kunden von einem System wie Tapkey?
Schlüssel händisch zu übergeben oder gar per Brief zu verschicken, das kann verwaltungs­intensiv und im Verlustfall auch sehr teuer werden. Stellen Sie sich im Vergleich dazu einen Service vor, für den sich Kunden selbst anmelden, den passenden Tarif auswählen und automatisch einen digitalen Schlüssel per App erhalten. Das vereinfacht den Prozess für Kunden wie auch Anbieter und bietet viele Erweiterungsmöglichkeiten.

Heute kann man noch sagen: „Das ist ein potenzielles Geschäft, das kann ich mal ausprobieren.“ Bald heißt es aber: „Habe ich da nicht mitgemischt, bin ich draußen.“
Kunden wünschen sich immer mehr Flexibilität und Convenience. Daher drängen immer mehr PropTech-Unternehmen in den Markt, die mit ihren digitalen Lösungen genau das schaffen möchten. Auch wir werden vermehrt von Unternehmen kontaktiert, die unsere Technologie für ihre High-End-Angebote interessant finden. Der Trend in Richtung Digitalisierung ist somit bereits voll im Gange.
Jetzt sind wir in der Phase der Early Adopters. Irgendwann wird die Early Maturity beginnen einzusteigen. Dementsprechend ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, in das Business einzusteigen.

Sie haben vom High Level gesprochen. Was daraus werden kann, wenn ich tatsächlich Daten monetarisiere, ­Werbe- und Kommunikationskanäle schaffe. Aber was ist das Entry-Level? Was ist ein guter Einstieg für ein­ ­Tapkey-System?
Ein typischer Usecase sind zum Beispiel Small and Medium Businesses mit zehn bis 40 Mitarbeitern. Da gibt es vielleicht ein paar Räume, wie Finance und HR, die besondere Security brauchen, und das manuelle Verwalten von den Schlüsseln hat aufgehört zu funktionieren. Irgendwann hat der Geschäftsführer festgestellt, dass ihm mindestens fünf Schlüssel fehlen – was total normal ist. Er kauft zwei oder drei Zylinder, ein Zylinder kostet ungefähr 300 Euro. Und dann kann die Sekretärin im Prinzip durch Eintragen von E-Mails Berechtigungen verteilen und festlegen, wer wann wie hinein darf. Auch die Gefahr, wenn man externe Dienstleister hat, ist dann nicht mehr so dramatisch. Mit einem mechanischen Schlüssel kann jeder immer rein. Wenn er digital ist, dann kann man genau festlegen, wann normalerweise Lieferanten oder die Putzfrau kommen, und es zeitlich steuern. Wenn es irgendwelche Schwierigkeiten gibt – und das ist das Wichtigste – drückst du einen Knopf, und der Schlüssel ist tot.

Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Es geht um drei Schließzylinder. Ich habe 30 Schlüssel, die ich verwalten muss, damit 30 Leute rein und raus dürfen. Was ­kostet mich der Service im Monat?
Wir haben das transparent auf der Website. Das kostet nicht viel. Bis 25 User kostet es im Jahr 49 Euro. Bis fünf User kostet es nichts.

Damit spielen Sie in derselben Liga wie zum Beispiel Nuki*), oder?
Eigentlich gar nicht. Aus meiner Sicht gibt es grundlegende Unterschiede zwischen uns und Nuki. Wir bieten eine mobile Zutrittssoftware für verschiedene Schlosshersteller und Serviceanbieter. Nuki hingegen hat sein eigenes Smart Lock. Es lässt sich einfach auf herkömmliche Schlösser stecken und ist daher für den Privatbereich geeignet.
Im Business-Kontext ergibt ein professionelles Smart Lock, wie mit unserem Hardwarepartner DOM entwickelt, einfach mehr Sinn. Zum einen, weil es sich um einen professionellen Zylinder handelt, und zum anderen, weil sich die Software einfach in bestehende Software integrieren lässt. (RNF)

*) ein anderes österreichisches Start-up

INFO-BOX
Gilbert Hödl
Tapkey-CEO Gilbert Hödl hat schon einige Unternehmen gegründet, die sich durch einen nutzerzentrierten Ansatz auszeichnen. Vor Tapkey war er Mitbegründer und ehemaliger CEO von Lixto Software, das von McKinsey & Company übernommen wurde. Davor wiederum hat er Update Software von einem kleinen CRM-Start-up zu einem erfolgreichen europäischen Unternehmen ausgebaut und in weiterer Folge an die Frankfurter Börse gebracht. Wenn er nicht im Büro ist, dann hält er sich fit. Auch aus dieser Leidenschaft wurde ein Start-up ­geboren: FitnessGoesOffice.
https://de.tapkey.com/