Weltmeister im Leichtgewicht.

NEW BUSINESS Bundeslandspecial - SALZBURG 2019
Dr. Karin Exner-Wöhrer, Vorstandschefin der SAG: »Innovation passiert heute dort, wo verschiedene Perspektiven und Wissen aus den unterschiedlichsten Bereichen zueinander finden.« © SAG

Die Salzburger Aluminium Group freut sich über Großaufträge aus der Automotive-Industrie und investiert 3,6 Millionen Euro in die Erweiterung der Rheocasting-Anlagen am Standort Lend.

Innovative Technologien zur Verarbeitung von Leichtmetalllegierungen haben in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung erlebt. Zu diesen zählt Rheocasting – ein spezielles Gießverfahren, bei dem Flüssigaluminium gekühlt und gerührt wird, bis der Halbfestzustand (Semi Solid) erreicht ist. Als weltweit einziger Hersteller fertigt die Salzburger Aluminium Group (SAG) mit diesem innovativen Gießerei-Verfahren Bauteile wie etwa Sicherheits-Kabinenaufhängungen für LKW oder Luftspeicher für die Automobilindustrie. Die Nachfrage nach den leichten und besonders robusten Bauteilen ist stark steigend und die Produktionskapazitäten am SAG-Standort Lend wurden zuletzt dank großer Nachfrage aus der PKW-Indus­trie stark ausgebaut.

Rheocasting bietet vielseitige Vorteile
Die Teile können in allen Formen – spezifisch angepasst an den jeweiligen Bauraum – gefertigt werden. Durch den Entfall einer mechanischen Nachbearbeitung erfolgt dies äußerst kosteneffizient. Zudem sind die Teile äußerst robust und haben ein geringes Gewicht. Ein weiteres wichtiges Merkmal, das Rheocasting vom Standard-Druckguss unterscheidet: Die Bauteile sind sehr gut schweißbar.

Weniger Gewicht bedeutet weniger CO2-Ausstoß
Für den Fahrzeugbau besonders interessant ist die gegenüber Stahlbauteilen erzielbare Gewichtsreduktion von bis zu 60 Prozent – und das bei gleicher Belastbarkeit und Lebensdauer der Elemente. So kann das Nettogewicht von Fahrzeugen, das konstruktionsbedingt tendenziell zunimmt, durch Einsatz der gewichtsoptimierenden SAG-Rheocasting-Bauteile massiv verringert werden. Dadurch sinkt der Treibstoffverbrauch und damit auch der CO2-Ausstoß (bei 120 kg Gewichtseinsparung ca. 0,3 Tonnen weniger CO2 pro Jahr und LKW). Also ein Gesamtpaket an Vorteilen, für das VOLVO an SAG 2018 einen Innovationspreis vergab.

Rheocasting-Teile für die LKW- und Automobilindustrie
Im SAG-Werk in Schweden werden jährlich mehr als 250.000 Rheocasting-Bauteile für große LKW-Produzenten wie VOLVO und Scania erzeugt. Am Standort Lend in Salzburg werden Rheocasting-Teile für die Automotive-Industrie produziert. Die Nachfrage steigt kontinuierlich. Nicht zuletzt, da für die Automotive-Industrie aufgrund der strengen EU-Klimaziele Gewichtsreduktion ein immer wichtigeres Thema wird.
Das SAG-Entwicklungsteam in Lend und im schwedischen Ronneby arbeitet gemeinsam mit den sogenannten Original Equipment Manufacturers (OEM) laufend an der Weiterentwicklung der Anwendungsgebiete von Rheocasting. So wurden zuletzt u. a. am SAG-Standort Lend in Salzburg über 3,6 Millionen Euro in eine neue Rheocasting-Anlage investiert, um die steigende Produktion für die Automotive-Industrie abdecken zu können.

Weltweiter Vorreiter bei LNG-Tank­systemen
SAG entwickelt als Weltmarktführer für Kraftstofftanks in seinem Werk in Schwarzach (Salzburg-Land) neben Dieseltanks auch Hightech-Tanks für LNG-betriebene LKW, sogenannte Kryotanks. In ihnen wird verflüssigtes Erdgas bei ca. –150 °C gespeichert und als umweltfreundlicher Treibstoff nutzbar gemacht. Die doppelwandigen, superisolierten Kryotanks erlauben mit LNG eine ähnliche Reichweite wie mit Diesel. Der LNG-Tank der SAG ist die erste europäi­sche Lösung, welche durch ihre ECE- R110-Zertifizierung für den europäischen Markt freigegeben ist.
Die strengen Umweltanforderungen der Euro-VI-Abgasnorm können mit LNG spielend eingehalten werden. Im Vergleich zu Diesel werden bei LNG die Schwefeloxid- und Feinstaub-Emissionen um fast 100 Prozent, die Stickoxid-Emissionen um 80 bis 90 Prozent und der CO2-Ausstoß um bis zu 15 Prozent reduziert. Die Lärmemissionen sind um bis zu 50 Prozent geringer als bei einem Dieselfahrzeug.
Betriebskosten sind für Spediteure und Flottenbetreiber von zentraler Bedeutung. Mit LNG sind die Kraftstoffkosten geringer als bei einem Dieselfahrzeug mit ähnlicher Reichweite. Dieser Preisvorteil bleibt LNG-Nutzern langfristig erhalten, denn weltweit wachsen die LNG-Produktionskapazitäten und die Nutzung von LNG wird immer effizienter. Durch steigenden Einsatz von LNG-Fahrzeugen werden auch die Anschaffungskosten weiter sinken, sodass je nach Dieselpreisentwicklung die Antriebsalternative LNG immer wettbewerbsfähiger wird.

Weltweit aktiv und regional ­verwurzelt
Die starke Verbundenheit mit dem Standort Salzburg untermauerte die SAG in diesem Jahr beim ersten Innovationsworkshop in Lend. Auf Initiative von Vorstandschefin Karin Exner-Wöhrer wurden Anfang Juni einen ganzen Tag lang im SAG-Headquarter mit rund 20 Unternehmern, Experten und Vertretern aus der Region Ideen entwickelt und Maßnahmen erarbeitet, wie Innovation, Offenheit und Kooperation regional gefördert werden können. „Innovation passiert heute dort, wo verschiedene Perspektiven und Wissen aus den unterschiedlichsten Bereichen zueinander finden. Dazu braucht es eine Kultur der Offenheit und der Kooperation – und zwar über Branchen und geistige Grenzen hinweg. Dafür wollen wir als wichtiger Arbeitgeber Voraussetzungen schaffen, um den Geist der Innovation, der bei SAG herrscht, in der ganzen Region stärker zu forcieren“, so Karin Exner-Wöhrer über die Motivationsgründe für den Anstoß.

Start in eine innovative Zukunft
Unter dem Motto „Mehr Innovation durch Kooperation und Offenheit“ schlossen sich zahlreiche Vertreter aus unterschiedlichen Bereichen an: Die Bürgermeisterin von Lend, Michaela Höfelsauer, war ebenso dabei wie Experten der SAG, Eigentümer und Geschäftsführer regionaler Unternehmen darunter Christian Kappacher, Geschäftsführer von Hali Büromöbel, die Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Salzburg, Irene Schulte, sowie Experten von Institutionen wie der Wirtschaftskammer Salzburg und dem Regionalmanagement des Landes Salzburg. Mithilfe von „Design Thinking“ wurde den ganzen Tag hochkonzentriert an innovativen Ideen gearbeitet. Dabei ging es sowohl darum, visionäre Großprojekte in groben Zügen zu konzipieren als auch Prototypen für Projekte zu entwickeln, die schon in naher Zukunft umsetzbar sind. Insgesamt sind acht Projektideen entstanden, die Innovation, Kooperation und Offenheit in der Region branchenübergreifend stärken sollen.
Als besonders drängend wurde der Fachkräftemangel in der Region erachtet. Alle Teilnehmer waren sich einig: Nur Bildung in Kombination mit Lebensqualität und Exzellenz kann hier Abhilfe schaffen. „Wir müssen als Region für Talente attraktiv sein. Das gilt insbesondere für den Standort Lend“, so Exner-Wöhrer. So entstanden Ideen, die von der verstärkten Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Fachhochschulen über Kooperationsprojekte in der Fachkräfteausbildung bis hin zu visionären Rohkonzepten für exzellente Bildungs- und Forschungseinrichtungen, etwa zum Thema alternative Energien, reichten.
„Dieser Tag war ein guter Anfang“, ist sich Exner-Wöhrer gemeinsam mit allen TeilnehmerInnen sicher. „Jetzt liegen viele Ideen auf dem Tisch, einige davon sind sehr vielversprechend. Vor allem die Tatsache, dass sich so viele Menschen aus der Region einen ganzen Tag Zeit genommen haben, stimmt mich sehr positiv. Wir alle glauben an Lend und dass wir gemeinsam mehr für die Region und die Wirtschaft bewegen können.“ (BO)


INFO-BOX
Über SAG
Die Salzburger Aluminium Group (SAG) ist ein österreichisches Familienunternehmen, das 1992 durch ein Management-Buyout von Dipl.-Ing. Josef Wöhrer aus der bereits 1897 gegründeten Aluminium-Indus­trie-Aktien-Gesellschaft (AIAG) entstand und seither als familiengeführtes Unternehmen kontinuierlich zu einem Konzern mit 1.300 Mitarbeitern an zehn Standorten weltweit gewachsen ist. Der Exportanteil liegt bei 90 Prozent. Die Fertigungen in Österreich befinden sich in Lend und Schwarzach (Salzburg). Weitere Produktionsstandorte sind in Schweden, Frankreich, den Niederlanden, der Slowakei, Spanien und Mexiko. Zu den Hauptprodukten des Unternehmens zählen neben Diesel-Aluminiumtanks für LKW auch Luftspeicher, Druckluftbehälter, LNG-Tanks, Leichtbauteile (Rheocasting) sowie Spezial-Bauteile für die Nutzfahrzeug-, Bahn- und Sonderfahrzeugindustrie. 90 Prozent der Produkte gehen in den Export. Der Umsatz der Unternehmensgruppe betrug 2018 rund 220 Mio. Euro.

ZUR PERSON
Karin Exner-Wöhrer
Dr. Karin Exner-Wöhrer wurde am 8. September 1971 in Zürich geboren. In die Schule ging sie in Sierra Leone, Innsbruck und Salzburg. Die studierte Ökonomin (WU-Wien, Fontainbleau und Singapur) ist seit 2015 Vorstandsvorsitzende der Salzburger Aluminium AG. Aufsichtsratsmandate hält sie u. a. in der Telekom Aus­tria AG. Exner-Wöhrer ist verheiratet und Mutter von drei Kindern.

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