Leere Bahnsteige am Montag © APA - Austria Presse Agentur

Ein Eisenbahner-Streik legt seit Mitternacht den Zugsverkehr in Österreich still. Nachdem sich Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter am Sonntag auch in einer fünften Verhandlungsrunde nicht auf einen neuen KV-Abschluss geeinigt haben, macht die Gewerkschaft vida heute mit einem eintägigen Warnstreik Druck. Am Dienstag werden der Personen- und der Güterverkehr laut ÖBB mit Betriebsbeginn wieder aufgenommen, vereinzelte Ausfälle oder Verspätungen könnte es aber noch geben.

Laut ÖBB sind in Österreich normalerweise täglich rund 8.000 Personen- und Güterzüge von verschiedenen Betreibern unterwegs. Etwa eine Million Passagiere werden jeden Tag befördert. In der Nacht von Sonntag auf Montag konnte nach Auskunft der ÖBB jeder Zug noch an seinen Zielbahnhof gefahren werden. Es habe demnach auch keine gestrandeten Reisenden gegeben. Aufgrund der "vorausschauenden Kundeninformation der vergangenen Tage" sei Montagfrüh auch die Lage an den Bahnhöfen ruhig gewesen. Die ÖBB informieren über die Auswirkungen des Warnstreiks oebb.at/streik, auf Social-Media-Kanälen sowie in der Fahrplanauskunft SCOTTY.

Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) erklärte, in Österreich sei es Tradition, dass sich die Bundesregierung nicht in Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern einmische. "Ich darf aber meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass die Verhandler rasch auf eine Einigung kommen, die Kunden verlassen sich auf den öffentlichen Verkehr", sagte sie: "Als Ministerin, die Strukturen für eine umweltfreundliche Mobilität propagiert, blutet mir das Herz bei jedem Tag an dem der öffentliche Verkehr nicht zur Verfügung steht."

Der FPÖ-Verkehrssprecher Christian Hafenecker merkte in einer Aussendung an: "In der Vergangenheit habe sich immer der amtierende Verkehrsminister eingeschaltet, wenn ein Scheitern der Bahn-KV-Verhandlungen und damit ein Streik drohte. Leonore Gewessler habe diese jedoch durch ihre Untätigkeit sehenden Auges eskalieren lassen."

Der Tiroler Wirtschaftslandesrat Mario Gerber wiederum bemühte sich in seiner Aussendung um Deeskalation: "Allein schon im Sinne der vielen tausenden Tiroler Pendlerinnen und Pendler müsse man ungeachtet der eigenen Situation auch die Verantwortung für andere übernehmen. "Genau jetzt wäre die Chance, die Errungenschaften unserer Sozialpartnerschaft unter Beweis zu stellen", betont Gerber.

Angesichts der Inflation von 11 Prozent fordern die Eisenbahn-Mitarbeiter Lohnerhöhungen von durchschnittlich 12 Prozent, wobei eine Mindesterhöhung des KV- oder Ist-Lohnes um 400 Euro gefordert wird. Nachdem die Arbeitgebervertreter bis Sonntag nur 8,4 Prozent, bzw. eine Mindesterhöhung von 208 Euro pro Monat angeboten hatten, wurden die Verhandlungen am Wochenende vorerst ohne neuen Gesprächstermin abgebrochen.

Für Gerhard Tauchner, Chefverhandler der Eisenbahner-Gewerkschaft, ist der Streik durchaus ein Erfolg, wie sich Journalisten am Wiener Standort Matzleinsdorfer Platz überzeugen konnten. Unterstützung gab es für die Eisenbahner auch von den Klimaaktivisten Fridays for Future, die danach mit einigen Eisenbahnern zur Wirtschaftskammer weitergezogen sind, wie die Aktivisten in einer Aussendung mitteilten. Nach internen Abstimmungen werde man weitere Verhandlungen führen, heißt es aus der Gewerkschaft.

Die Westbahn wiederum betonte, dass sich ihre Mitarbeiter nicht am Streik beteiligt hätten. Entweder hätten sie einen Urlaubstag genommen oder die Zeit für Schulungen genützt, teilte der Bahnbetreiber in einer Aussendung mit. Da die Westbahn auf die Infrastruktur der ÖBB angewiesen sei, konnte sie den Dienst ebenfalls nicht aufrechterhalten.