Oliver Schmerold, Direktor des ÖAMTC, im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 6, JULI/AUGUST 2017
DI Oliver Schmerold, Direktor ÖAMTC © Christian Postl/ÖAMTC

Konstant in Bewegung.

Ein arabisches Sprichwort besagt, man könne Menschen in drei Klassen einteilen: die Unbeweglichen, die Beweglichen und jene, die sich selbst bewegen. Oliver Schmerold gehört diesbezüglich zweifellos zu letzterer Kategorie. „Es macht unheimlich Spaß gemeinsam in einem großen Team etwas zu bewegen“, erklärt der ÖAMTC-Direktor. „Der ÖAMTC hat mehr als 2,1 Millionen Mitglieder und damit eine gesellschaftliche Verantwortung. Das nehmen wir sehr ernst und das ist eine unglaublich spannende Aufgabe“, verdeutlicht er die Faszination und Tragweite seines tagtäglichen Engagements in Österreichs größtem Mobilitätsclub.
Oliver Schmerold ist der lebende Beweis für funktionierende Hands-on-Mentalität in der Chefetage. Der enthusiastische ÖAMTC-Direktor hat nicht nur selbst schon in einem der gelben Einsatzfahrzeuge gesessen und Pannenhilfe geleistet, sondern sich auch gleich zu Beginn seiner Funktionsperiode ein gleichermaßen ambitioniertes wie sympathisches Ziel gesetzt: „Ich mache mir gern mein eigenes Bild. Beim ÖAMTC war es mein Ziel, im ersten Jahr allen Mitarbeitern begegnet zu sein. Dieser Austausch ist mir ein großes Anliegen, weil die besten Ideen und Anregungen aus dem Haus kommen. Da muss man hinhören und das muss man gemeinsam umsetzen – dieses Teamwork macht schlussendlich den Erfolg aus. Natürlich braucht es auch immer eine Portion Glück und einen starken Willen. Mich begeistert totaler Einsatz für eine Sache. Dafür stehe ich auch als Person.“
Und der Erfolg gibt ihm Recht: Seit mehr als 120 Jahren hält Österreichs größter Mobilitätsclub seine mittlerweile über 2,1 Millionen Mitglieder in Bewegung. 686.802 Panneneinsätze, internationale Nothilfe für 51.128 Menschen und 17.814 Einsätze der Flugrettung sind nur ein kleiner Auszug aus der beeindruckenden Leistungsbilanz des ÖAMTC im Jubiläumsjahr 2016.

Engagement aus Eigenverantwortung
Flache Hierarchien fördern die Motivation und Leistungsbereitschaft. Davon ist auch Oliver Schmerold überzeugt. Seine Mitarbeiter sind Mitstreiter und keinesfalls Untergebene, ihre Meinungen und Ideen ernstzunehmende Beiträge zum nachhaltigen Unternehmenserfolg.„Ich pflege einen kollegialen Führungsstil. Wertschätzung, Vertrauen, Empowerment, Freude an der Arbeit, Dialog, Mut, Diversität, Fehlerkultur sind alles Werte, die mir sehr wichtig sind und die ich täglich versuche vorzuleben und einzufordern. Die Meinung meiner Mitarbeiter ist mir ebenfalls äußerst wichtig. Ich möchte, dass jeder Mitarbeiter die Arbeit macht, die ihn ausfüllt und seinen Interessen entspricht. Engagement kann man nicht verordnen, aber man kann die Voraussetzungen schaffen und es vorleben. Und man sollte vor allem nichts von seinen Mitarbeitern verlangen, was man nicht selbst bereit ist zu leisten.“

Ein Ort für multifunktionales Teamwork
Mit dem neuen Mobilitätszentrum in Wien-Erdberg hat der Club im Jubiläumsjahr einen wichtigen Impuls für die Zukunft gesetzt und ein Gebäude errichtet, welches das ÖAMTC-Leitmotiv „Der Mensch im Mittelpunkt“ imposant in Szene setzt. Beeindruckende Architektur, freundliches Ambiente für Mitgliederbetreuung, ein großzügiger Technikbereich, gute Erreichbarkeit, ausreichend Parkplätze, Barrierefreiheit und sämtliche Dienstleistungen des Clubs werden in der Zentrale vereint. „Wir haben im Dezember 2016 fünf Büro­standorte mit insgesamt 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in unserer neuen Zentrale zusammengeführt. Einzigartig in der ÖAMTC-Geschichte ist, dass wir nun alle Dienstleistungen unter einem Dach haben, inklusive der Flugrettung mit dem Christophorus-9-Stützpunkt am Dach sowie einem neuen Technischen Stützpunkt“, so Schmerold.

Der Zeit voraus
Bevölkerungswachstum, demografischer Wandel, Urbanisierung, Ressourcenknappheit und technologischer Fortschritt – die Megatrends der heutigen Zeit verändern die Bedürfnisse der Menschen und stellen damit auch Mobilitätsdienstleister vor immer mehr neue Herausforderungen, denen sich der ÖAMTC mit einer Reihe von innovativen Projekten zu stellen weiß.
Beispielsweise mit dem kürzlich erfolgten Relaunch der Club-Website oder laufenden Neuerungen im App-Angebot. Mit Smart Connect läuft derzeit ein Pilotprojekt, bei dem im Fahrzeug über einen Connector Daten ausgelesen und in der App angezeigt werden. Damit entwickelt der Club digitale Dienstleistungen weiter, die den Mitgliedern zur Verfügung stehen sollen. Eine der jüngsten Innovationen des ÖAMTC, die weithin international Furore macht, ist die E-Bike-Pannenhilfe. Nach den USA, Deutschland und Holland startete heuer der Schweizer Partnerclub TCS in Zürich und Genf mit Pannenfahrern auf „Elektrovelos“ nach ÖAMTC-Vorbild.

Ein gutes Gefühl ...
„Ich möchte den Club in eine gute und sichere Zukunft führen. Der Wert einer Mitgliedschaft beim ÖAMTC muss klar über den Besitz eines Autos hinausgehen. Wir sind ein Mobilitätsclub, bei dem der Mensch mit all seinen Mobilitätsbedürfnissen im Mittelpunkt steht“, unterstreicht Oliver Schmerold die Lösungsorientierung und den Innovationsgeist der ÖAMTC-Mannschaft.
„Außerdem stehen wir vor großen Herausforderungen, gerade im Rahmen der Digitalisierung. Denken Sie nur an Themen wie selbstfahrende Autos, Datenspeicherung, Fragen der Datensicherheit und vieles mehr. Es wird also nicht langweilig.“ (BO)


Zwölf Fragen an Oliver Schmerold

Was wollten Sie als Kind werden?
Lokführer. Einen Zug zu steuern, war damals mein großer Traum. Es hat mich einfach unglaublich beeindruckt, dass da ein Mensch ganz vorne sitzt und diese vielen Waggons voll mit Menschen gut und sicher von A nach B bringt.

Was bedeutet Glück für Sie?
Das wichtigste ist Gesundheit. Und wenn möglich, Zeit für meine Hobbys. Ich bin ein begeisterter Sportler, vor allem in der freien Natur. Bei einer Mountainbike-Tour oder einer Joggingrunde kann ich abschalten und habe gleichzeitig oft die besten Ideen.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Der Traum, der keiner war“ von James L. Rubart

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
George Soros, ein amerikanischer Investor mit ungarischen Wurzeln, der es trotz schwieriger Voraussetzungen bis ganz nach oben geschafft hat und sich politisch wie auch sozial stark engagiert hat.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Carpe diem.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich gerne mit dem Papst tauschen. Das fände ich eine sehr spannende, einzigartige Erfahrung.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Dass ich zwei großartige Kinder großgezogen habe.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?
Eine einmonatige Pilgerreise auf dem Jakobsweg. Ich war mit nichts unterwegs und die Reise ist mir bis heute sehr einprägsam in Erinnerung.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Ich kann mich täglich über die Pammesberger-Karikatur im Kurier amüsieren. Und ich mag spontane, geistreiche Aussagen.

Gibt es etwas, was Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Ein Flugzeug zu steuern. Aber vielleicht kommt noch der Tag, an dem ich das einmal machen werde.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Meine Aufgabe beim ÖAMTC, meine Familie und das Leben an sich, das ich einfach schön finde.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und ­warum?
Ich denke, ein Hund, weil ich diese klugen und charaktervollen Tiere sehr gerne mag.


ZUR PERSON
Karrieresprünge im Überblick
Der 1969 geborene Oliver Schmerold studierte nach seinem HTL-Abschluss Industrielle Elektronik und Regelungstechnik an der TU Wien und übernahm 1996 die Referatsleitung im Büro für Internationale Forschungs- und Technologiekooperation. 1999 startete er seine Karriere in der Privatwirtschaft beim Telekommunikations-Unternehmen Alcatel (heute Alcatel-Lucent), wo er zuletzt in Paris als Vice ­President Vertical Markets Services tätig war. Am 1. Juli 2010 wechselte Schmerold zum ÖAMTC, wo er das Amt des Direktors innehat.